Am 16. Januar 2025 fand an der Universität Heidelberg eine bedeutende Veranstaltung statt, in der Prof. Anne Sliwka die Rolle von Bildung in der Gesellschaft beleuchtete. In ihrem Vortrag, der Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung war, betonte sie die entscheidende Bedeutung von Bildung für Wissen und Fähigkeiten sowie deren Einfluss auf die ökonomische, politische, soziale und kulturelle Teilhabe. Mit Bezug auf Isaiah Berlins Konzept der „positiven Freiheit“ und den „Capability Approach“ von Martha Nussbaum und Amartya Sen diskutierte Sliwka, wie Bildung nicht nur das individuelle Potenzial entfaltet, sondern auch aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnimmt.
Die Ringvorlesung, die im Wintersemester 2023/2024 unter dem Thema „Freiheit?! Die Universität als Diskursraum“ steht, wurde von den Professoren Barbara Mittler und Christiane Brosius konzipiert. Sliwka, die zu Bildung in Transformationsgesellschaften forscht, hob hervor, dass Bildung eine zentrale Rolle für Chancengerechtigkeit und Persönlichkeitsentwicklung spielt. Ihre Erkenntnisse suggerieren, dass Bildung auch zur Überwindung sozialer Ungleichheiten beitragen kann.
Bildung und digitale Transformation
Ein weiterer Aspekt der Diskussion um Bildung ist die digitale Transformation, die auch in den neuen Bachelor-Studiengang „Digitale Transformation“ integriert ist. Dieser bietet eine Verbindung von technischer Begeisterung, Wirtschaft und Digitalisierung und fokussiert neue Technologien sowie digitale Trends. Die Studierenden erwerben umfassendes Wissen in technischen, digitalen und wirtschaftlichen Disziplinen, wobei praktische Fähigkeiten, insbesondere in Bereichen wie KI und NoCode- sowie LowCode-Technologien, vermittelt werden.
Dieser Studiengang ist an mehreren Standorten in Deutschland verfügbar, darunter Augsburg, Dortmund und München, um an den Herausforderungen der sich schnell verändernden digitalen Landschaft zu arbeiten. Die wachsende Bedeutung digitaler Fähigkeiten wird in einer Zeit besonders deutlich, in der die Schulschließungen während der Pandemie die sozialen Ungleichheiten in Deutschland verdeutlichten.
Einsichten aus der Pandemie
Während der pandemiebedingten Schulschließungen wurde deutlich, wie stark der Einfluss des Elternhauses auf die schulischen Leistungen wirkt. Über 50% der Lehrkräfte gaben an, dass der Einfluss der Eltern gestiegen sei, und fast 90% befürchteten eine Verstärkung sozialer Ungleichheiten. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die digitale Teilhabe von allen Schülern zu fördern, um Chancengleichheit zu gewährleisten.
Die Ergebnisse der ICILS-Studie 2018 verdeutlichen, dass deutsche Schüler im internationalen Vergleich im Mittelfeld liegen und dass es erhebliche Unterschiede in den digitalen Kompetenzen gibt. Schüler mit niedrigem kulturellem Kapital sind besonders benachteiligt, da nur 43% von ihnen die grundlegenden Kompetenzstufen erreichen. Um dieser digitalen Kluft entgegenzuwirken, wurden 500 Millionen Euro im Rahmen des „DigitalPakt Schule“ bereitgestellt, um Schüler ohne mobile Endgeräte zu unterstützen und den Zugang zu qualitativ hochwertigen digitalen Inhalten zu fördern.
Insgesamt verdeutlicht die Kombination aus Sliwkas Erkenntnissen zu Bildung und den aktuellen Herausforderungen der digitalen Welt, dass die Förderung von Bildung nicht nur eine individuelle, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung darstellt. Die Hindernisse, die durch soziale Ungleichheiten verstärkt werden, müssen überwunden werden, um Chancengerechtigkeit und eine aktive gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Aufzeichnungen der Ruperto Carola Ringvorlesung sind auf der Plattform heiONLINE verfügbar, was es Interessierten erleichtert, sich mit den vorgetragenen Themen und Erkenntnissen auseinanderzusetzen.