Millionen von Standortdaten von App-Nutzern weltweit gelangen in die Hände von Datenhändlern, wobei sich fast 800.000 betroffene Personen in Deutschland befinden. Laut op-online.de ermöglichen die gesammelten Daten Rückschlüsse bis auf die Ebene einzelner Stadtteile und offenbaren präzise Standorte, die Wohn- oder Arbeitsorte sichtbar machen. Die Daten stammen mutmaßlich aus fast 40.000 Apps, darunter beliebte Anwendungen wie Wetter Online, Flightradar24, Kleinanzeigen und Focus Online.
Arabes Informationsüberwachung durch solche Apps zeigt, dass einige Anbieter, besonders die Wetter-App „Wetter Online“, Datenschutzbestimmungen besitzen, die den Austausch der Daten mit über 800 Partnerunternehmen, einschließlich Firmen außerhalb der EU, dokumentieren. Diese Praktiken haben zu Bedenken beim Datenschutz-Juristen Martin Baumann geführt, der den Kontrollverlust über die Datennutzung und die unübersichtliche Handhabung solcher Daten kritisiert.
Persistente Risiken und globale Auswirkungen
Ein einzelner Vorfall aus Niederbayern verdeutlicht die Risiken: Dort konnte eine Frau anhand ihrer Standortdaten identifiziert werden, was Rückschlüsse auf sensible Gesundheitsinformationen erlaubte. Ein weiterer schwerwiegender Vorfall ereignete sich in den USA, wo Daten von Gravy Analytics von mutmaßlich russischen Hackern gestohlen wurden. Die Betreiber der betroffenen Apps haben bislang nicht auf Anfragen des Rechercheteams reagiert. Einige Anbieter betonen zwar, keine Geschäftsbeziehungen zu Datenströmen oder ähnlichen Unternehmen zu haben, jedoch bleibt das Vertrauen der Nutzer erschüttert.
Die gesammelten Daten, oft kombiniert mit Zeitstempeln, sind in der Lage, vollständige Bewegungsprofile zu erstellen, die Aufenthaltsorte, Routinen und Vorlieben offenbaren. Solche Informationen können kritische Einblicke gewähren, etwa über Arbeitswege, Freizeitverhalten oder gesundheitliche Hinweise – wie Besuche in Kliniken oder Apotheken. Dieses Problem zieht sich nicht nur durch die Welt der großen Namen, sondern betrifft auch weniger bekannte Anwendungen, die in vielen Haushalten genutzt werden, um personalisierte Werbung zu ermöglichen.
Schutzmaßnahmen und Verbraucherschutz
Um die eigene Privatsphäre zu schützen, empfiehlt es sich, Standortzugriffe nur für notwendige Apps zu erlauben und die Werbe-ID regelmäßig zurückzusetzen. Zusätzliche Tipps beinhalten die Überprüfung, welche Apps auf Standortdaten zugreifen und die Deaktivierung nicht vertrauenswürdiger Anwendungen. Auch Datenschutzfunktionen, die sowohl unter iOS als auch Android angeboten werden, können eine wichtige Rolle spielen, um die Datensammlung zu minimieren.
Das Bundesverbraucherschutzministerium fordert inzwischen strengere EU-weite Regelungen gegen personalisierte Werbung. Datenschutzbehörden haben bereits erste Schritte zur Kontrolle angekündigt, die möglicherweise mit empfindlichen Bußgeldern einhergehen könnten. Auch der Verbraucherzentrale-Bundesverband hat die Praktiken der Datenhändler scharf kritisiert und weist auf die Dringlichkeit hin, durch informierte Entscheidung mehr Kontrolle über persönliche Daten zurückzugewinnen.
Abschließend bleibt festzuhalten: Nutzer sollten sich der weitreichenden Erfassung von Standortdaten bei der Nutzung von Smartphones bewusst sein. Diese Daten sind nicht nur wertvoll für Werbung, sondern tragen auch das Risiko, zur Überwachung genutzt zu werden. Maßvolle Vorsicht und Wachsamkeit im Umgang mit sensiblen Daten ist imperativ, um nicht zur leichten Beute für Datenhändler und Hacker zu werden.