In Deutschland sind im Jahr 2023 mehr als 1,4 Millionen Menschen wegen Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Diese Zahlen stammen aus einer umfassenden Auswertung des Instituts für Gesundheitssystemforschung der Krankenkasse Barmer, die darauf hinweist, dass die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol“ regelmäßig bei Versicherten gestellt wird. Über zwei Drittel der Betroffenen sind Männer, wobei auffällt, dass die Häufigkeit dieser Diagnose insbesondere im Nordosten Deutschlands höher ist als im Südwesten. Trotz einer leichten Abnahme im Vergleich zum Vorjahr, als 1,5 Millionen Personen betroffen waren, wird die tatsächliche Zahl der Betroffenen als höher eingeschätzt, da viele Menschen ohne offizielle Diagnose nicht erfasst werden. Jährlich sterben in Deutschland mehr als 70.000 Menschen an den Folgen eines hohen Alkoholkonsums.
Besonders gefährdet sind die 55- bis 64-Jährigen, bei denen etwa 293.000 Männer und 114.000 Frauen betroffen sind. Die Region Mecklenburg-Vorpommern weist den höchsten Bevölkerungsanteil mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit auf (2,61%), während der bundesdeutsche Durchschnitt bei 1,69% liegt. Auch andere Bundesländer wie Sachsen (2,27%), Sachsen-Anhalt (2,21%), Brandenburg (2,10%) und Thüringen (2,09%) zeigen hohe Anteile an alkoholabhängigen Menschen. Im Vergleich dazu liegen die Zahlen in Hessen (1,45%), Baden-Württemberg (1,46%), Rheinland-Pfalz (1,47%) und Nordrhein-Westfalen (1,51%) niedriger. Der Bericht hebt hervor, dass das Problem oft unterschätzt und tabuisiert wird und der leicht zugängliche Alkohol die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Abhängigkeiten erschwert. Remszeitung berichtet über diese alarmierenden Trends in der Alkoholabhängigkeit in Deutschland.
Alkoholkonsum und seine Auswirkungen
Die Problematik des Alkoholkonsums in Deutschland betrifft nicht nur die Sucht, sondern auch erhebliche gesundheitliche, soziale und volkswirtschaftliche Probleme. Laut dem Deutschen Hauptverband für Suchtfragen (DHS) litten im Jahr 2018 rund 3 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren an einer alkoholbezogenen Störung. Diese teilen sich in 1,4 Millionen Personen mit Alkoholmissbrauch und 1,6 Millionen mit Alkoholabhängigkeit auf. Zudem geben 7,9 Millionen Menschen an, Alkohol in gesundheitlich riskanter Form zu konsumieren.
Ein problematischer Konsum betrifft sogar 9,0 Millionen Personen, die in den letzten 12 Monaten übermäßigen Alkoholkonsum zeigten. Die Definitionen sind klar: Riskanter Konsum wird als mehr als 12g Reinalkohol pro Tag für Frauen und mehr als 24g für Männer definiert. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit der Thematik und die Notwendigkeit, die Aufklärung über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs zu intensivieren. DHS hebt hervor, dass Deutschland im internationalen Vergleich einen hohen Alkoholkonsum aufweist.
Langfristige Trends und Veränderungen
Der Verbrauch an Reinalkohol pro Kopf (ab 15 Jahren) lag in Deutschland im Jahr 2020 bei 10,0 Litern. Historische Daten zeigen, dass dieser Wert in den letzten Jahrzehnten schwankte, von 14,4 Litern im Jahr 1970 auf 10,7 Liter im Jahr 2018. Allerdings wird die weitere Statistik zur Ermittlung des Reinalkohols pro Kopf erschwert, da eine Änderung in der Weinverordnung im Jahr 2022 die amtliche Erfassung des Alkoholgehalts von Wein beeinflusste. Flecken in klimatischen Veränderungen könnten zudem einen höheren Alkoholgehalt in Wein zur Folge haben, aber verlässliche Daten fehlen derzeit.
Die aktuelle Situation bezüglich Alkoholsucht und der Konsumgewohnheiten in Deutschland erfordert dringende Maßnahmen. Aufklärung, Früherkennung und ein bewussterer Umgang mit Alkohol könnten entscheidend sein, um die wachsenden Probleme der Alkoholabhängigkeit einzudämmen. Während die Zahlen sinken, bleibt der Handlungsbedarf vielseitig und groß. Spiegel liefert dazu weitere Informationen.