In Winnenden sorgt ein Schotterparkplatz beim Mineralfreibad für Aufsehen. Auf der Fläche lagern Erdhaufen, die von einer Hangrutschung stammen, die im Sommer 2024 aufgetreten ist. Der Parkplatz wird seit mehreren Monaten als Abstell- und Rangierfläche genutzt, hauptsächlich für Baustellenfahrzeuge des Wohnungsprojekts der Firma Weißenburger. Auch die Stadtwerke verwenden die Fläche im Zuge des Baus einer neuen Heizzentrale.
Die permanentes Lagerung der Erde auf dem Parkplatz wirft Fragen auf, denn es ist unklar, wie lange die Haufen dort verbleiben werden. Diese Situation ist nicht isoliert, sondern spiegelt ein größeres Problem wider, das durch den Klimawandel verschärft wird. Experten warnen, dass Hangrutschungen in Industrieländern in der Zukunft potenziell mehr Schäden verursachen könnten als Überschwemmungen oder Erdbeben. Dies wird durch neue klimatische Bedingungen weiter verstärkt, wie beispielsweise in Österreich, wo an Schutzmaßnahmen gegen solche Naturereignisse geforscht wird.
Hangrutschungen und Klimawandel
Die Hügellandschaften sind besonders anfällig für Rutschungen, da sie häufig aus loser Erde wie Sand, Schotter und Ton bestehen. Ein Forschungsteam hat kürzlich eine Gefahrenhinweiskarte für Erdrutsche im Burgenland erstellt, die die Wahrscheinlichkeit von Rutschungen in einem Raster von 10×10 Metern zeigt. Wissenschaftler nutzen moderne Technologien wie GPS und Satellitendaten der ESA, um Bodenbewegungen zu überwachen und den Veränderungen in gefährdeten Gebieten auf den Grund zu gehen.
Die Forschung verdeutlicht den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der steigenden Anzahl von Hangrutschungen. So wurde eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, dass über ein Zehntel der Hangrutsche auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen ist. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant, da extreme Wetterereignisse, die durch den Klimawandel verursacht werden, die Wahrscheinlichkeit von Hanginstabilitäten erhöhen. Im Jahr 2009 führten extreme Regenfälle in der Steiermark zu über 1.000 Schäden durch Rutschungen, was zu Kosten von rund 13,4 Millionen Euro führte.
Zukunftsperspektiven und Präventionsmaßnahmen
Um diesen Gefahren entgegenzuwirken, werden internationale Kooperationen angestrebt. Gerade innovative Methoden zur Erstellung von Gefahrenkarten interessieren andere Länder, wie zum Beispiel China. Im Rahmen eines Projektes des Klima- und Energiefonds wird auch geprüft, welche Gebiete in Österreich bis 2030, 2050 und 2085 durch den Klimawandel gefährdet sind. Technische Maßnahmen wie Drainagen und Stützmauern sowie Aufforstungsprojekte sollen zur Sicherung von Hängen beitragen.
Die Situation auf dem Schotterparkplatz in Winnenden zeigt einmal mehr, dass bauliche Maßnahmen und ein besseres Verständnis der Zusammenhänge zwischen Klimawandel und natürlichen Gefahren essenziell sind, um die Sicherheit der Bürger langfristig zu gewährleisten. Daher bleibt abzuwarten, wie die Stadt und die beteiligten Unternehmen mit der Lage umgehen werden.
Für einen tiefergehenden Einblick in die Materie verweisen wir auf die Berichterstattung von ZVW über die Erdhaufen in Winnenden sowie die aktuellen Forschungen zu Hangrutschungen und Klimawandel von Die Presse und der Universität Graz.