Die Debatte über die Jagd auf Wölfe in Deutschland bleibt angespannt, insbesondere in Sachsen, wo die Wolfspopulation trotz steigender Risszahlen weiterhin wächst. Ein prägnantes Beispiel ist der Wolf GW701m, der im Februar 2018 in einem besorgniserregenden Zustand gesichtet wurde. Er hatte seine Familie verlassen und litt an Räude sowie an einer verletzten Lendenwirbelsäule, was seine Beweglichkeit stark beeinträchtigte. Da GW701m auffälliges Verhalten zeigte und Verantwortung für Übergriffe auf Haustiere trug, wurde er zum Abschuss freigegeben und am 2. Februar 2018 erschossen. Dies war der einzige legale Abschuss eines Wolfs in Sachsen seit der Wiederansiedlung um die Jahrtausendwende, wie die Sächsische Zeitung berichtet.

Trotz der erteilten Abschussgenehmigungen in den letzten zwei Jahren gegen übergriffige Wölfe blieb der Erfolg aus. Die Erfahrungen von Jägern zeigen, dass das Erlegen von Wölfen erhebliche Herausforderungen mit sich bringt. Mathias Kappler, Vorsitzender des Kreisjagdverbands Oberlausitz, nutzt Wildkameras zur Beobachtung der Tiere, ist jedoch überzeugt, dass Treibjagden die einzige Chance bieten, einen Wolf zu erlegen. Die Wolfspopulation in Deutschland umfasst mittlerweile 184 Rudel, 47 Wolfspaare und 22 residente Einzelwölfe, wie das Wolfsmonitoring darstellt. Diese Zahlen spiegeln die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland wider, die seit 1990 einen geschützten Status hat.

Änderungen in der Abschusspolitik

In jüngster Zeit haben die Länder ihren Ansatz zur Wolfsjagd überarbeitet. Gemäß den neuen Regelungen kann eine Abschussgenehmigung für Gebiete mit häufigen Rissen von Weidetieren künftig sofort nach einem Vorfall erteilt werden. Dies wurde von Till Backhaus, dem Umwelt- und Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, angekündigt. Solche Genehmigungen gelten für einen Zeitraum von 21 Tagen in einem Umkreis von einem Kilometer um die betroffene Weide. Das Warten auf die Ergebnisse von DNA-Tests zur Identifizierung des Problemtieres entfällt, was als Fortschritt angesehen wird, wie die FAZ berichtet.

Allerdings gibt es auch Kritik an dieser neuen Praxis. Viele Verbände, darunter der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Jagdverband, betrachten die geplanten Schnellabschüsse als unzureichend, um die Konflikte zwischen Wolf und Weidetierhaltung zu lösen. Tatsächlich haben mehrere Verbände ihre Mitarbeit im Bundeszentrum für Weidetiere und Wolf eingestellt, einem Projekt, das 2021 ins Leben gerufen wurde, um das Thema versachlichen und Konflikte zu entschärfen.

Zukünftige Herausforderungen

Die anhaltenden Risse von Weidetieren stellen eine ernsthafte Herausforderung für die betroffenen Landwirte dar. Ein Schäfer berichtete von häufigen Übergriffen auf seine Schafe, trotz der ergriffenen herdenschutzfördernden Maßnahmen. Die von den Behörden erteilten Abschussgenehmigungen konnten bis dato nur sporadisch umgesetzt werden. Der Fall des Wolfes GW1522m, der im Februar 2024 tot aufgefunden wurde, zeigt, dass die Ermittlungen in solchen Fällen häufig ergebnislos bleiben. Der Tod dieses Wolfes wird als Straftat betrachtet.

Experten sind sich uneins über die Auswirkungen von Abschüssen auf das Verhalten der verbleibenden Wölfe. Einige glauben, dass Abschüsse das Problem eher verschärfen könnten, während andere auf die wachsende Wolfspopulation hinweisen, die emotional aufgeladene Debatten über die Jagd auf diese Tiere auslöst.