In Sachsen stehen Familien mit hochbegabten Kindern vor großen Herausforderungen. Yvonne Beck hat dies am eigenen Leib erfahren, als sie die Schulwahl für ihren Sohn Anton treffen musste. Ein Gutachten ergab, dass Antons IQ bei etwa 140 liegt und er eine schnelle Auffassungsgabe sowie gute Kopfrechenfähigkeiten besitzt. Dennoch litt er bereits in der Grundschule unter einer deutlichen Unterforderung. Nach dem Wechsel zum Augustum-Annen-Gymnasium in Görlitz war Anton zunehmend gelangweilt und verspürte Schulunlust, da er Aufgaben oft in einem Bruchteil der vorgesehenen Zeit löste.
Aufgrund von gesundheitlichen Problemen, darunter regelmäßige Kopf- und Bauchschmerzen, sah sich Yvonne Beck gezwungen, Anton von der Schule zu holen. Ein anschließender Wechsel zum Geschwister-Scholl-Gymnasium Löbau brachte ebenfalls keine positive Veränderung. Anton fühlte sich missverstanden und störte den Unterricht, was die Schulleitung bestätigte, indem sie die Schwierigkeiten bei der Einschätzung begabter Schüler*innen hervorhob.
Herausforderungen bei der Schulwahl
Die familiären Schwierigkeiten sind nicht isoliert. Susan Voth aus Weißwasser berichtet von ähnlichen Erfahrungen bei der Schulsuche für ihren Sohn Simon. Auch bei Simon wurde die Begabung sowohl im Kindergarten als auch bei der Schuluntersuchung registriert. Susan Voth fühlte sich hingegen bei der Schulsuche allein gelassen und kritisiert die mangelnde Kommunikation mit den Schulen. Erst acht Monate nach der Anmeldung zur Grundschule in Weißwasser erhielt sie eine Rückmeldung.
Um dem Problem der Unterforderung zu begegnen, entschied sich Susan schließlich für eine Freie Grundschule mit Begabtenförderung in Forst, 30 Kilometer entfernt. Simon fühlt sich nun an seiner neuen Schule wohl, dennoch bleibt die Frage, warum es in der Region nicht ausreichend Einrichtungen für begabte Kinder gibt.
Die Bedeutung von Fördermaßnahmen
Das Phänomen der Unterforderung ist bei hochbegabten Schüler*innen weit verbreitet und kann zu Langeweile, Frustration und Underachievement führen. Laut dem Fachportal Hochbegabung gibt es verschiedene Möglichkeiten, Fördermaßnahmen im schulischen Kontext zu etablieren. Dazu gehören die Ansätze Enrichment und Akzeleration. Während Enrichment darauf abzielt, den Unterrichtsstoff zu vertiefen und zu erweitern, bedeutet Akzeleration, dass Schüler*innen den Lehrplan schneller bearbeiten können.
Die Wahrnehmung und Anerkennung der Potenziale hochbegabter Schüler*innen durch Lehrkräfte ist entscheidend. Eine flexible Schulkultur und individuelle Förderung sind unerlässlich, um die schulischen Leistungen der Betroffenen zu maximieren. Manchmal zeigen hochbegabte Kinder, insbesondere Jungen, ein sogenanntes Underachievement. Statistiken zeigen, dass zwischen 9 und 28 Prozent dieser Schüler*innen geringere schulische Leistungen als möglich erbringen. Diese Diskrepanz kann bereits im Grundschulalter beginnen und sich in der weiterführenden Schule verstärken.
Die Ursachen hier sind vielfältig. Unter anderem können familiäre Belastungen, die Unterforderung in der Schule oder schwierige Lehrer-Schüler-Beziehungen dazu führen. Eine frühzeitige Erkennung und Intervention sind essentiell, um den betroffenen Kindern die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen, um ihre Fähigkeiten zu entfalten und schulische Erfolge zu erzielen.
Es bleibt zu hoffen, dass künftige Initiativen und eine verbesserte Kommunikation zwischen Schulen und Familien dazu beitragen, die Situation für hochbegabte Kinder und deren Eltern zu verbessern. Initiativen, die auf Enrichment und Akzeleration setzen, könnten entscheidend sein, um diesen Familien eine bessere Perspektive zu bieten.
Für weitere Informationen zur Förderung hochbegabter Kinder kann auf die Untersuchungen von MDR, Fachportal Hochbegabung und Fachportal Hochbegabung zurückgegriffen werden.