Der Bodensee könnte in naher Zukunft eine bedeutende Rolle als Energiequelle für zahlreiche Haushalte übernehmen. Die Landesregierung von Baden-Württemberg plant den Ausbau der Seethermie, welche Wasser aus einer Tiefe von 20 bis 40 Metern für Heizsysteme entnimmt. Diese Wassertiefen weisen Temperaturen zwischen vier und zehn Grad Celsius auf, ein Bereich, der sich für die Energiegewinnung eignet. Größere Anlagen sind erforderlich, um das Wasser aus den Tiefen zu gewinnen, was im Rahmen des Projekts in der Stadt Meersburg zu einer neuen Energiezentrale führen wird.Zvw.de berichtet, dass der gesamte Prozess in einem Wärmetauscher erfolgt, wobei dem Wasser Wärme entzogen wird, bevor es wieder in den Bodensee zurückfließt.

Eine Wärmepumpe wird verwendet, um das Wasser auf die benötigte Heiztemperatur zu bringen. Der Strom für diese Wärmepumpe soll umweltfreundlich aus Solaranlagen stammen. Umweltministerin Thekla Walker hebt das Potenzial der Seethermie hervor, CO2-neutrales Heizen zu ermöglichen und die Stadt unabhängiger von fossilen Energien zu machen.Augsburger Allgemeine verweist auf die Bedeutung dieser Initiative in der Energiewende.

Fortschritte in den Kommunen

Das Seethermie-Projekt in Meersburg ist das erste am deutschen Bodenseeufer und eines der ersten seiner Art in Deutschland. Der Start des Projekts ist für 2026 geplant, und es können im Endausbau bis zu 320 Wohngebäude und Betriebe versorgt werden. Meersburg könnte die erste Stadt auf der deutschen Seite sein, die ein Nahwärmenetz mit Bodenseewasser betreibt. Geplant ist auch, das Staatsweingut Meersburg, eine benachbarte Schule und das Schloss mit der gewonnenen Wärme zu versorgen.SWR.de ergänzt, dass die Stadtwerke und die Stadt Meersburg eine gemeinsame Gesellschaft gründen wollen.

Zusätzlich zu Meersburg haben weitere Kommunen wie Friedrichshafen, Radolfzell und Überlingen ebenfalls die Nutzung von Seethermie in Planung. Auf der benachbarten Insel Reichenau prüfen Gärtnereibetriebe, ob Seewärme für ihre Gewächshäuser genutzt werden kann. In diesem Zusammenhang wird auch der Austausch mit Österreich und der Schweiz gesucht, die in der Seethermie-Entwicklung fortgeschritten sind; die Schweiz gilt dabei als Vorreiter.

Nachhaltigkeit und Akzeptanz

Wissenschaftler haben betont, dass die Seethermie unbedenklich für den Bodensee ist; die Wasserentnahme soll diesen nicht merklich abkühlen. Dennoch wird eine sorgfältige Werbung bei Bürgern als notwendig erachtet, um genügend Abnehmer für das Wärmenetz zu gewinnen.SWR.de erklärt, dass die Umsetzung der Seethermie-Projekte mehrere Jahre in Anspruch nehmen könnte, mit einer geschätzten Dauer von etwa zehn Jahren für Meersburg.

Der Winter am Bodensee ist häufig von hartnäckigem Nebel geprägt, was die Sicht auf die Wasserfläche einschränkt. Bene Müller, der Geschäftsführer des Unternehmens Solarcomplex, sieht in den Nebelschwaden neue Möglichkeiten und hebt hervor, dass Gewässer gewöhnlich Feuchtigkeit abgeben, ähnlich einem kochenden Topf. Diese Faktoren könnten bei der Planung und Umsetzung von Seethermie-Projekten eine Rolle spielen und die Diskussion um innovative Energien weiter anheizen.