Jesse Eisenberg, 41, stellt sich in seinem neuen Film „A Real Pain“ nicht nur den Herausforderungen des Schauspiels, sondern auch seiner jüdischen Familiengeschichte. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ äußert Eisenberg Ängste, die ihn als Mann betreffen, und reflektiert über Neid auf andere Männer sowie das Gefühl, ein Eindringling in seinem eigenen Leben zu sein. Diese Themen stehen im Zentrum seiner aktuellen Arbeit, die am 16. Januar in die Kinos kommt.

„A Real Pain“, ein Road-Trip-Film, beschäftigt sich mit den Erlebnissen von zwei ungleichen Cousins, die nach dem Tod ihrer Großmutter eine Reise zu Holocaust-Stätten in Polen antreten. Kieran Culkin verkörpert dabei den chaotischen Cousin Benji, während Eisenberg den eher verstockten David spielt. Der Film beleuchtet nicht nur deren persönliche Konflikte, sondern auch das transgenerationale Trauma, das in Eisenbergs jüdischer Familie verankert ist. Er beschreibt, wie die Paranoia seiner Eltern und Großeltern, Resultate historischer Verfolgung, sich über Generationen weitervererbt hat.

Der Einfluss von historischer Verfolgung

Eisenberg reflektiert über seine Kindheit in New Jersey und die Ängste, die ihn in seiner Lebensweise behindern, wie beispielsweise die Furcht vor alltäglichen Interaktionen. Trotz eines vermeintlich sicheren Lebensumfelds erlebt er Sorgen, die ihn in einfachen sozialen Situationen plagen. Die entwurzelte Traurigkeit und die inneren Konflikte stehen oft im Kontrast zu seinem Erfolg als Schauspieler, in dem er beispielsweise für seine Rolle als Mark Zuckerberg in „The Social Network“ Oscar-nominiert wurde.

Die Thematik des Films hat viel mit der breiteren Diskussion über die Auswirkungen des Holocausts und dessen Nachwirkungen zu tun. 70 Jahre nach den Gräueltaten gibt es immer weniger Überlebende, und das Erbe der Deportationen und Konzentrationslager wirkt bis heute nach. Viele Kinder und Enkelkinder leiden unter psychosozialen Problemen, die aus den Erfahrungen der ersten Generation resultieren. Psychotherapeuten berichten von Albträumen und Ängsten, die häufig Familienmitglieder über Generationen hinweg teilen.

Ein Blick in die Vergangenheit

Die Idee für „A Real Pain“ entstand, als Eisenberg durch ein Werbeplakat für eine Holocaust-Tour inspiriert wurde. Er fand es wichtig, die Thematik des historischen Traumas und dessen Kino-Darstellung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diesen Zusammenhang sieht er nicht nur in seinem Film, sondern auch in der kulturellen Debatte um Familientraumata, wie sie in Deutschland derzeit geführt wird. Der Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte fordert mehr Unterstützung für die zweite Generation, die oft unter der Last der unausgesprochenen Traumata der ersten Generation leidet.

Die Herausforderungen, die Eisenberg thematisiert, sind also Teil eines größeren gesellschaftlichen Diskurses über die Vererbung von Traumata und die psychologischen Folgen des Holocaust. Eisenberg selbst hat durch seine Erfahrungen und Recherchen bei der Entwicklung des Films neue Einsichten gewonnen, die im Ergebnis sowohl tiefgründige als auch humorvolle Elemente in die Erzählung einfließen lassen.

Die positive Erfahrung des Filmens in Polen, gepaart mit einer Dankbarkeit für die polnische Kultur, die sich die Erinnerung an die jüdische Geschichte bewahrt hat, macht „A Real Pain“ zu einem bedeutenden Projekt in Eisenbergs künstlerischem Schaffen. Dies wird durch die Nominierungen für vier Golden Globes sowie das Oscar-Engagement, das der Film bereits spüren kann, ergänzt.