Alice Weidel, die 45-jährige Abgeordnete der AfD, hat kürzlich als erste Kanzlerkandidatin ihrer Partei eine besondere Herausforderung angenommen. In einem Gespräch mit Elon Musk versuchte sie, die AfD von ihrem Image des Rechtsradikalismus abzutragen. Dennoch betrachtet Ulrich Reitz, Chefkorrespondent von FOCUS-online, diesen Versuch als gescheitert, da er nicht den gewünschten Effekt erzielte. Der X-Talk, in dem Weidel sich selbst inszenierte, sieht Reitz als ein Eigentor für die Politikerin. Er warnt vor der Gefahr, die Weidels Strategie für ihre Partei, insbesondere im Hinblick auf den Aufstieg ihrer Konkurrentin Sahra Wagenknecht darstellen könnte.
Weidels Nominierung erfolgt im Kontext bevorstehender Neuwahlen, die für den 23. Februar angesetzt sind. Der Zusammenbruch der Koalition unter Kanzler Olaf Scholz im November hat die politischen Spannungen in Deutschland verschärft, und Weidel wurde daher als Kanzlerkandidatin gewählt. Laut Aljazeera bringen aktuelle Umfragen die AfD, die insbesondere im Osten Deutschlands starken Zuspruch erhält, auf zwischen 18 und 19 Prozent. Im Vergleich belegt die CDU/CSU mit 32 bis 33 Prozent den ersten Platz, gefolgt von Scholz‘ SPD mit etwa 18 Prozent. Diese Entwicklungen sind vor dem Hintergrund der steigenden Unzufriedenheit mit der Regierung, der Inflation und dem Skeptizismus gegenüber militärischer Hilfe für die Ukraine zu betrachten.
Politischer Kontext und Strategie
Weidel, die fließend Mandarin spricht und in China promovierte, ist Mutter von zwei Söhnen. Sie hat in der Finanzwelt bei Goldman Sachs und Allianz Global Investors gearbeitet, bevor sie in die Politik ging. Kritiker bezeichnen sie als rücksichtslosen Opportunisten. Ihre Rolle in der AfD und ihr Versuch, die Partei als konservativ und libertär zu positionieren, wird von Reitz jedoch als wenig erfolgreich angesehen. Er betont, dass die Menschen diese Darstellung nicht verstehen und sieht den libertären Ansatz als elitär an. Weidel appelliert an eine Wählerschaft, die vielfach auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, was Reitz als problematisch erachtet.
Die AfD wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft, was die Herausforderungen für Weidel und ihre Partei erhöht. Diese Klassifizierung spiegelt sich auch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung wider, da zahlreiche Proteste gegen die AfD stattfinden, wie beispielsweise der jüngste Protest von etwa 200 Demonstranten bei ihrer Nominierung in Berlin.
Rechtsextremismus in Deutschland
Die Rolle der AfD im Rechtsextremismus ist nicht zu unterschätzen. Laut bpb stellt der Rechtsextremismus die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland dar. Die Partei nutzt populistische Ansätze, um gezielt Wähler anzusprechen. In einigen Bundesländern wird die AfD als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung“ eingestuft, wobei die Inlandsgeheimdienste insbesondere die Verbände in Sachsen und Thüringen überwachen.
Das Phänomen des Rechtsextremismus ist tief verwurzelt in den gesellschaftlichen Gelegenheitsstrukturen und wird durch demografische und sozio-ökonomische Krisen gefördert. Die AfD und ähnliche Parteien haben sich zunehmend als formalisierten Akteuren etabliert, was auch die Gefahr von radikalen Flügeln und informellen Strukturen offenbart.
Die politischen Entwicklungen rund um die AfD und Weidels Kandidatur stehen somit im Spannungsfeld zwischen der Suche nach Wählerschaften, dem Versuch der Entpolitisierung von Extremismusvorwürfen und einer Gesellschaft, die zunehmend polarisiert ist.