Am 11. Januar 2025 jährt sich das tragische Unglück auf der Heilbronner Waldheide zum 40. Mal. Bei einer Raketenexplosion am 11. Januar 1985 verloren drei US-Soldaten ihr Leben und 16 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Der Vorfall wurde durch eine elektrische Entladung ausgelöst, die den Raketentreibstoff entzündete, und führte zu einem nationalen Entsetzen und intensiven Protestaktionen.

Günter Baumann, Feuerwehrmann und einer der ersten am Unglücksort, erinnerte sich, wie sofort die gesamte Heilbronner Feuerwehr ausrückte. Die Einsatzkräfte waren alarmiert, denn in unmittelbarer Nähe standen weitere Raketen. Die Feuerwehr kämpfte mit Schaum und Wasser gegen die brennende Raketenlafette, was sich als lebensgefährlicher Einsatz herausstellte. Baumann dokumentierte heimlich die Löscharbeiten, um die Ereignisse öffentlich festzuhalten.

Proteste und politische Auswirkungen

Das Unglück ließ die Bürger von Heilbronn in Angst und Wut zurück. Der erste Grünen-Stadtrat der Stadt, Wolf Theilacker, der seit Jahren gegen die Stationierung von Atomraketen protestierte, organisierte eine Großdemonstration, an der rund 10.000 Menschen teilnahmen. Der Gemeinderat forderte einstimmig die Beseitigung des Raketenstandorts, was den Anfang einer umfassenden Friedensbewegung markierte.

In der DDR gab es zu dieser Zeit ebenfalls eine starke Bewegung gegen Militarismus und Atomwaffen, die mit internationalen Spannungen im Kalten Krieg verbunden war. Aktionen wie Friedensgebete und große Demonstrationen in der BRD trugen zur Mobilisierung der Öffentlichkeit bei. Der Abzug der Atomraketen aus Heilbronn begann 1988, und im April 1990 war die Stadt schließlich atomwaffenfrei. Theilacker sieht dies als einen Erfolg der Friedensbewegung, äußert jedoch Bedenken über die gegenwärtige geopolitische Lage und mögliche neue Raketenstationierungen in Deutschland.

Erinnerung und Zukunft

Heute, am 11. Januar 2025, finden mehrere Veranstaltungen statt, um des Unglücks zu gedenken. Oberbürgermeister Harry Mergel spricht am Gedenkstein auf der Waldheide, und das Stadtarchiv bietet informative Führungen über die Geschichte des Ortes an. Außerdem wird ein Dokumentarfilm im Theater Heilbronn gezeigt, gefolgt von einem Expertengespräch zur historischen Perspektive und einem Zeitzeugengespräch zur Friedensbewegung der 1980er-Jahre am 12. Januar.

Am selben Tag ist eine Podiumsdiskussion über den NATO-Doppelbeschluss und die Friedensbewegung geplant. Baumann und Theilacker, die beide Zeitzeugen des Unglücks waren, trafen sich am Gedenkstein und reflektierten über ihre Erfahrungen. Sie sind sich einig, dass die Bedrohung für den Frieden heute möglicherweise größer ist als damals, was die Diskussion über Atomwaffen und ihre Stationierung in Ballungsgebieten erneut aufwirft.

Die Waldheide ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet, das nach dem Abzug der Truppen renaturiert wurde. Dennoch bleibt die Erinnerung an das Unglück und die damit verbundenen Herausforderungen für Frieden und Sicherheit in der Region lebendig.

Für die Zukunft ist ein Dokumentartheaterstück mit dem Titel „Pershing“ geplant, das am 31. Mai 2025 seine Premiere feiern wird. Dieses Stück untersucht die Vorgeschichte und die Auswirkungen des Unglücks auf die Heilbronner Zivilgesellschaft und zeigt, wie die Geschichte weiterlebt und sich in die Gegenwart hineinzieht.