Ein Tanker namens Eventin hat heute, am 10. Januar 2025, nördlich der Insel Rügen in der Ostsee havariert. Der 274 Meter lange und 48 Meter breite Tanker, der unter der Flagge von Panama fährt, hat rund 99.000 Tonnen Öl geladen. Trotz der enormen Menge stellt das Schiff nach Angaben des Havariekommandos keine Gefahr für die Umwelt dar, da es intakt ist. Die Besatzung, die 24 Mitglieder umfasst, bleibt vorerst an Bord, eine Evakuierung ist nicht erforderlich. Ein Schleppschiff, der Bremen Fighter, hat den Tanker gesichert und wird ihn an einen noch nicht definierten Ort bringen, möglicherweise nach Rostock oder Dänemark. Damit wird unkontrolliertes Treiben des Tankers unterbunden, vor allem da ein Sturm droht.
Das weitere Vorgehen wird derzeit mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt sowie der Reederei besprochen. Nach Berichten ist der Grund für die Manövrierunfähigkeit des Tankers noch unklar. Greenpeace hat die Eventin auf eine Liste von Schiffen der sogenannten russischen Schattenflotte gesetzt. Diese Schattenflotte besteht aus Tankern und Frachtschiffen, die Sanktionen beim Transport von russischem Öl umgehen.
Russlands Schattenflotte
Die Schattenflotte ist Teil eines umfassenderen Netzwerks, das Russland ermöglicht, trotz internationaler Sanktionen seine Ölexporte aufrechtzuerhalten. Laut Greenpeace ist ein Großteil dieser Tanker überaltert und weist technische Mängel auf. Die russische Schattenflotte umfasst schätzungsweise 591 Tanker, deren Durchschnittsalter bei 17 Jahren liegt. In den letzten Jahren ist die Zahl der mit Öl beladenen Tanker, die die deutsche Küste passieren, erheblich gestiegen.
Im Jahr 2021 stiegen die Fahrten russischer Öltanker in der Ostsee um 70 %. Die EU hat in jüngster Zeit versucht, gegen diese Entwicklungen vorzugehen. Bei einer Prüfung im Dezember wurden etwa 50 Schiffe der Schattenflotte auf eine Sanktionsliste gesetzt. Allerdings stehen nur acht von ihnen auf der offiziellen Liste. Greenpeace fordert eine Erweiterung der Sanktionsliste auf bis zu 200 Frachter, um den Druck auf Russland zu erhöhen.
Internationale Reaktionen und Warnungen
Die Vorfälle rund um die Eventin haben auch internationale Politiker auf den Plan gerufen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kritisierte das Verhalten Russlands scharf und warnte vor den Gefahren, die von maroden Öltankern ausgehen, die die europäische Sicherheit gefährden. Auch Litauens Außenminister Kestutis Budrys fordert ein entschiedeneres Vorgehen gegen die Schattenflotte.
Diese Debatten sind nicht nur von theoretischer Natur, sondern haben auch konkrete Auswirkungen auf die geopolitische Lage. Es wird berichtet, dass Russland mit seinen Ölexporten, die über die Schattenflotte realisiert werden, die Kriegsanstrengungen in der Ukraine finanziert. Trotz über 13.500 Sanktionen boomt das Öl-Geschäft für Russland, wobei wichtige Abnehmer vor allem China, Indien und die Türkei sind.
Zusammenfassend zeigt die Situation um die Eventin nicht nur die Risiken, die von alten und ungeprüften Tankern ausgehen, sondern auch die Herausforderungen, mit denen die internationale Gemeinschaft konfrontiert ist, wenn es darum geht, Russlands Aggression zu begegnen. Der Vorfall ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs in vielen Bereichen spürbar sind, wobei die maritimen Transportwege eine zentrale Rolle spielen.
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