Ein unter der Flagge Panamas fahrender Öltanker, die „Eventin“, hat kürzlich mehrere Stunden manövrierunfähig vor Rügen in der Ostsee getrieben. Das Schiff war mit 99.000 Tonnen Öl beladen und auf dem Weg von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten. Der Vorfall wurde durch einen Maschinenausfall verursacht, dessen genaue Ursache noch unklar ist. Glücklicherweise bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Umwelt, da das Schiff als dicht eingestuft wurde. Die Besatzung blieb an Bord, eine Evakuierung war nicht notwendig.

Die deutsche Marine setzte verschiedene Einsatzkräfte ein, um die Situation zu bewältigen. Der Notfallschlepper „Bremen Fighter“ war erfolgreich dabei, die „Eventin“ an den Haken zu nehmen, während das Mehrzweckschiff „Arkona“ zur Unterstützung vor Ort war. Der genaue Zielhafen für den tugboat-Begleitschutz bleibt zunächst unklar. Die Ostsee, eines der am meisten befahrenen Meere weltweit mit über 2.000 Schiffen täglich, sieht sich immer wieder der Gefahr von Unfällen ausgesetzt. Erst im vergangenen Jahr kam es zu einem ähnlichen Vorfall mit dem Öltankschiff „Annika“, das zwar in Brand geriet, jedoch kein Öl verlor.

Bedrohung durch die Schattenflotte

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf ein größeres Problem, das besorgniserregend ist: die russische Schattenflotte. Diese besteht aus alten Tankern, die oft unter unklaren Eigentumsverhältnissen Öl über die Ostsee exportieren. Greenpeace-Aktivisten warnen vor den Gefahren, die von diesen Schiffen ausgehen, insbesondere da mit ihnen nicht nur die Umwelt, sondern auch finanzielle Mittel für den Krieg in der Ukraine unterstützt werden. Ironischerweise hat die Schattenflotte – trotz der verhängten Sanktionen gegen Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs – zugenommen, so dass allein seit Januar 2021 die Fahrten der Öltanker in der Ostsee um 70% gestiegen sind.

Schätzungen zufolge umfasst die Schattenflotte bis zu 591 Tanker, von denen viele Naturschutzgebiete kreuzen, wie die Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht. Litauens Außenminister Kestutis Budrys hat kürzlich ein entschiedeneres Vorgehen gegen diese Bedrohung gefordert, da sie als ernsthafte Gefährdung für das maritime Ökosystem der Ostsee angesehen wird. Das Europäische Parlament hat zudem Maßnahmen zur besseren Überwachung der Schattenflotte gefordert, um das Risiko von Umweltkatastrophen zu minimieren.

Kampf gegen die Umweltrisiken

Aktuell gibt es eine verstärkte Diskussion über die Gefahren, die von diesen alten Tankern ausgehen. Das durchschnittliche Alter der Schiffe in der Schattenflotte beträgt schätzungsweise 17 Jahre, was als zu hoch eingeschätzt wird. Diese alternden Schiffe sind häufig schlecht gewartet und besitzen keine ausreichende Versicherung gegen mögliche Umweltkatastrophen. Greenpeace schätzt, dass das Risiko einer Ölpest durch diese Tanker verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem der Ostsee hätte.

Da Europa im Juni 27 dieser Schattenschiffe auf eine Sanktionsliste setze und Greenpeace eine Erweiterung auf 200 Frachter fordert, wächst der Druck auf die politischen Entscheidungsträger, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Obwohl es bereits Sanktionen gegen russisches Öl gibt, bleibt die Frage im Raum, wie effektiv diese wirklich sind, wo Russland neue Märkte in Ländern wie China, Indien und der Türkei gefunden hat, um seine Ölproduktion zu exportieren.