Ein manövrierunfähiger Tanker namens „Eventin“ treibt derzeit nördlich der Insel Rügen in der Ostsee. Nach Angaben des Havariekommandos ist das Schiff 274 Meter lang und 48 Meter breit, und es transportiert etwa 99.000 Tonnen Öl. Die Tankerflagge ist Panama, doch es handelt sich um ein Schiff, das auf der Liste von Greenpeace als Teil der sogenannten russischen Schattenflotte geführt wird. Diese Flotte besteht oft aus überalterten und maroden Tankern mit unklaren Eigentumsverhältnissen und zweifelhaftem Versicherungsschutz, was potenzielle Umweltrisiken birgt. DerSchiff wurde 2006 gebaut und sollte ursprünglich von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten fahren.
Die Besatzung des Tankers ist trotz der Situation an Bord und benötigt keine Evakuierung. Das Havariekommando hat aufgrund der aktuellen Wetterbedingungen, die von mäßigem bis frischem Wind geprägt sind, entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Ein drohender Sturm hat zur Alarmierung des Mehrzweckschiffs „Arkona“ und des Notschleppers „Bremen Fighter“ geführt, um das Havaristen in Sicherheit zu bringen. Ein speziell ausgebildetes Team ist ebenfalls damit beschäftigt, eine Schleppverbindung herzustellen.
Risiken und Hintergründe
Die Situation des Tankers „Eventin“ ist alarmierend, da er Teil einer wachsenden Anzahl von Schiffen ist, die seit der Verhängung internationaler Sanktionen gegen Russland Öl durch die Ostsee transportieren. Diese Entwicklung ist nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern birgt auch erhebliche Umweltgefahren. Greenpeace warnt vor katastrophalen Auswirkungen einer möglichen Ölpest auf das sensible Ökosystem der Ostsee. Schätzungen zufolge stieg die Anzahl der mit Öl beladenen Tanker, die die deutsche Küste passierten, im letzten Jahr auf beinahe 1.000, was durchschnittlich zwei bis drei Schiffe pro Tag entspricht.
Die Schattenflotte, die aus etwa 591 tankern besteht, finanziert unter anderem den Krieg in der Ukraine und könnte eine direkte Bedrohung für die Umwelt darstellen, insbesondere in Schutzgebieten wie der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht. Trotz der EU-Sanktionen, die seit Ende 2022 das Anlanden von russischem Öl an europäischen Häfen verbieten, scheint die russische Wirtschaft durch diese Praktiken weiter zu wachsen. Laut Berichten hat Russland seit Beginn der Invasion mehr Einnahmen aus Ölexporten erzielt, als die Ukraine an internationaler Unterstützung bekommen hat.
Zukünftige Maßnahmen
Die Europäische Union hat im Juni bereits 27 Schattentanker auf eine Sanktionsliste gesetzt, während Greenpeace eine Liste von rund 200 als besonders gefährlich eingestuften Frachtern fordert. Es wird ein hartes Durchgreifen gegen die Schattenflotte gefordert, um die Sanktionsmaßnahmen gegen Russland zu verstärken. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat ebenfalls gewarnt, dass Russland weiterhin von seinen Ölexporten profitiert, trotz der verhängten Sanktionen.
Angesichts der Risiken, die von alten und schlecht gewarteten Tankern ausgehen, warnt Greenpeace vor einer Zunahme von Unfällen in den Gewässern der Ostsee. Die Aufräumarbeiten nach einer möglichen Ölpest könnten Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Daher sind die Situation des Tankers „Eventin“ und die Aktivitäten der russischen Schattenflotte auf den Radar von Umweltschützern und Politikern gerückt.