Am 10. Januar 2025 führten die AfD-Chefin Alice Weidel und der Tech-Mogul Elon Musk ein Online-Gespräch auf der Plattform X, das Hunderttausende von Zuschauern anlockte. Während dieser virtuellen Begegnung bestätigte Weidel mehrmals, dass sie und Musk ähnliche Ansichten teilen. Musk hatte den provokanten Satz geäußert, dass „nur die AfD Deutschland retten kann“, was die Aufmerksamkeit auf die kontroversen Inhalte ihrer Diskussion lenkte.
Das Gespräch spannte einen breiten Bogen über vielfältige Themen wie den Niedergang Deutschlands, Atomkraft, die Erforschung des Mars und auch religiöse Überlegungen. Besonders brisant war Weidels Behauptung, Adolf Hitler sei kein Rechter, sondern ein „Kommunist“. Musk stimmte ihr in dieser Aussage weitgehend zu, was von Kritikern als Geschichtsverfälschung gewertet wurde. Der Politologe Hans Vorländer bezeichnete Weidels Geschichtsinterpretation als „Geschichtsklitterung“ und verwies darauf, dass die Arbeiterschaft in Deutschland andere Vorstellungen vom Staat habe.
Diskussion über die EU und Meinungsfreiheit
Weidel äußerte sich während des Gesprächs auch zur Europäischen Union und behauptete, dass 150 Beamte der EU-Kommission zuhören würden. Sie kritisierte das Digitale Services Act (DSA) als ein Zensurinstrument und zog Parallelen zu Adolf Hitlers Kontrolle über Medien und Meinungsfreiheit. Musk unterstützte diese Sichtweise. In der Diskussion kam auch der Krieg in der Ukraine zur Sprache. Weidel warnte, dass die fehlende Strategie der europäischen Regierungen Russland in Richtung eines Atomkriegs treiben könnte.
In einem weiteren Punkt bemerkte Musk, dass „Diebstahl in Kalifornien im Grunde legal sei“, und er stellte fest, dass die einzige Möglichkeit, den Diebstahl zu verlangsamen, der physische Schmerz vom Tragen der gestohlenen Waren sei. Musks Engagement in der deutschen Politik, besonders in Verbindung mit der AfD, wird von Beobachtern als von der 24-jährigen Influencerin Naomi Seibt beeinflusst wahrgenommen, die für ihre Inhalte zu Klimawandel- und Covid-19-Leugnung bekannt ist.
Kritik und politische Implikationen
Der Direktor des Global Public Policy Institute, Thorsten Benner, äußerte Bedenken, dass Musks Unterstützung der AfD zwar Aufmerksamkeit generiere, jedoch wahrscheinlich wenig Einfluss auf die Wählerstimmen haben wird. Die Bundestagsabgeordneten, darunter auch der Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck, hinterfragten die Chancengleichheit im Wahlkampf und die Algorithmen von X, insbesondere in Anbetracht des öffentlichen Interesses an der Interaktion zwischen Technik und Politik.
Weidel wies den Verdacht eines geldwerten Vorteils für die AfD zurück und nannte das Gespräch einen Dialog, während Linken-Politiker den Vorfall als mögliche illegale Parteispende betrachten. Roland Verwiebe, Soziologe, erklärte, dass Musk wirtschaftliche Interessen verfolge und rechtspopulistische Kräfte nutze, um staatliche Regulierung zu umgehen. Diese Entwicklungen stehen auch im Kontext einer zunehmenden Digitalisierung der politischen Kommunikation, bei der soziale Medien neue Möglichkeiten bieten, aber auch Herausforderungen mit sich bringen.
Soziale Medien ermöglichen es politischen Institutionen, direkt mit einem Massenpublikum zu kommunizieren, was die Rolle der traditionellen Massenmedien verändert hat. Im Jahr 2022 gaben viele deutsche Bürger an, Nachrichten hauptsächlich online zu verfolgen. Digitale Wahlkampfstrategien kombinieren Informationsverbreitung, Interaktion und Mobilisierung, während die Herausforderungen in Bezug auf Datenschutz und gesellschaftliche Polarisierung nicht ignoriert werden können. Politische Kommunikation benötigt mehr denn je effektives Community-Management, um auf öffentliche Anliegen zu reagieren und schädliche Inhalte zu moderieren.
Insgesamt zeigt das Gespräch zwischen Weidel und Musk, wie stark moderne Kommunikationskanäle, insbesondere über soziale Medien, die politische Landschaft beeinflussen können. Diese Art der Interaktion zwischen Politik und Technologie wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Wahlkampf und der politischen Meinungsbildung spielen.
Für weitere Informationen können Sie die Berichterstattung von Tagesspiegel hier, Wired hier und die Bundeszentrale für politische Bildung hier nachlesen.