Im Jahr 2023 gaben insgesamt 684 Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen (NRW) ihre Stellen im öffentlichen Schuldienst auf. Dabei handelte es sich um 393 tarifbeschäftigte und 291 verbeamtete Lehrkräfte. Dies entspricht 1,5 Prozent der tarifbeschäftigten und 0,19 Prozent der verbeamteten Lehrkräfte. Auch im Jahr 2024 traten neun Schulleitungen zurück, was die Herausforderungen im Bildungssystem der Region weiter verdeutlicht. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) bedauerte jede Kündigung und betonte die Wichtigkeit, Schulen aktiv zu unterstützen und neue Lehrkräfte einzustellen, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken. Ein bereits in Wirkung befindliches Handlungskonzept umfasst 34 Maßnahmen zur Verbesserung der Situation

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Junge Lehrkräfte unter Druck

Eine Analyse der Kündigungen zeigt, dass jede dritte Lehrkraft, die 2024 kündigte, unter 40 Jahren war. In diesem Jahr gab es 229 Kündigungen, von denen 143 von verbeamteten Lehrkräften ausgingen. Zudem waren rund 30 Prozent der kündigenden Lehrkräfte über 61 Jahre alt, wobei fast ausschließlich tarifbeschäftigte Lehrkräfte betroffen waren. Die Gründe für diese Kündigungen wurden jedoch nicht erfasst. Besorgniserregend ist der hohe Anteil junger Lehrkräfte, der von der SPD kritisiert wird. Sie führen schwierige Rahmenbedingungen, hohe administrative Anforderungen und Einschränkungen bei Teilzeitmöglichkeiten als wesentliche Gründe an. Der Großteil der Kündigungen scheint nicht nur eine persönliche Entscheidung zu sein, sondern spiegelt die belastenden Umstände im Beruf wider.

Aktuell sind in NRW etwa 8.050 Lehrerstellen unbesetzt. Die Personalnot wird durch steigende Schülerzahlen, den Ausbau von Ganztagsangeboten und die Inklusion verstärkt. Dennoch sind seit Ende 2022 mehr als 7.400 Menschen neu an Schulen tätig, darunter 5.700 Lehrkräfte und über 1.700 Alltagshelfer. Schulministerin Feller berichtet von 12.000 Neueinstellungen seit Ende 2022, wobei mehr als 10.000 Lehrkräfte in den Dienst traten. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE NRW) fordert dringend eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, während die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW NRW) die schlechten Zustände kritisiert und die Kündigungen als ein Zeichen für einen unhaltbaren Zustand sieht. Weitere kritische Stimmen kommen von der Opposition, die Untätigkeit der Landesregierung in der Personalpolitik anprangert.

Entlastungsmaßnahmen und Kritik

Zur Entlastung insbesondere von Grundschulen hatte Ministerin Feller Unterstützung durch Alltagshelfer zugesagt. Doch von den insgesamt 1.200 Alltagshelfern profitiert nicht einmal jede zweite Grundschule. Dies führt zu zusätzlicher Mehrarbeit, bevor die versprochene Entlastung eintritt, so Haris Kondza, Leiter der Regenbogenschule in Duisburg-Marxloh. Auch eine ehemalige Grundschullehrerin, die nach 20 Jahren im Beruf Unterstützung beim „Schulfrei Campus“ suchte, berichtete von einem Anstieg der Anfragen nach Coaching und Unterstützung.

Die Prognosen für die Zukunft bleiben alarmierend. In den Jahren 2025 bis 2029 könnten bis zu 12.930 Lehrkräfte aufgrund der Regelaltersgrenze in den Ruhestand gehen. Berücksichtigt man auch zukünftige Frühpensionierungen durch Dienstunfähigkeit oder Schwerbehinderung, könnte sich die Lage weiter verschärfen. In Deutschland wird bis 2035 ein Anstieg der Schülerzahlen um mehr als 9% prognostiziert, was den Druck auf das Bildungssystem in NRW und anderen Bundesländern weiter erhöht. Experten warnen, dass bis 2035 bis zu 85.000 offene Stellen für Lehrkräfte bestehen könnten, weil die systematischen Ausbildungsdefizite nicht behoben wurden. Die Auswirkungen des Lehrermangels on Deutschland sind bereits deutlich spürbar, vor allem in den Regionen mit den höchsten Bedarf wie NRW, Sachsen-Anhalt und Berlin, wo viele Stellen nicht besetzt werden können.