Die Universität Bielefeld hat ein neues, EU-gefördertes Projekt gestartet, um den Mathematikunterricht durch mehrsprachige Ansätze zu verbessern. Das Projekt mit dem Namen CaLSAM – „Content-and-language-sensitive Approach to Multilingualism in School“ wird mit 400.000 Euro aus dem Erasmus+ Programm für eine Dauer von drei Jahren unterstützt. Das Hauptziel besteht darin, die sprachliche Vielfalt in den Klassenzimmern als Ressource für ein besseres Verständnis im Lernprozess zu nutzen. Hintergrund dieser Initiative ist die wachsende Mehrsprachigkeit in vielen europäischen Schulen, die durch Migration und historische sprachliche Vielfalt bedingt ist.

Prof’in Dr. Kerstin Gerlach leitet das Projekt an der Universität Bielefeld, wobei Lehrerinnen und Lehrer befähigt werden sollen, die sprachliche Heterogenität gewinnbringend in ihren Unterricht zu integrieren. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass ein sprachsensibler Fachunterricht die Sprachkompetenzen der Schüler und deren fachliches Lernen fördern kann.

Projektstruktur und langfristige Ziele

Das Projekt gliedert sich in drei Phasen: Zunächst werden theoretische und methodische Leitlinien sowie ein modulares Aus- und Weiterbildungsprogramm entwickelt. In der zweiten Phase entstehen digitale Unterrichtsmaterialien, die in einem Medienlabor erstellt und in Pilotprogrammen getestet werden. Die dritte Phase sieht die Implementierung der Module in verschiedenen Formaten vor, darunter Seminare für Lehramtsstudierende, Präsenzfortbildungen und Online-Kurse für aktive Lehrkräfte.

Ein integriertes Feedbacksystem wird in jede Phase integriert, um die Qualität der Module kontinuierlich zu verbessern. Zudem wird ein internationales Netzwerk mit Partneruniversitäten aus Irland, Norwegen, der Türkei und der Schweiz aufgebaut. Das Ziel nach Abschluss des Projekts Ende 2027 ist eine nachhaltige Wirkung sowie die freie Online-Zugänglichkeit der Trainingsprogramme und Materialien für die Aus- und Fortbildung von Mathematiklehrkräften in Europa, um die Mehrsprachigkeit als Ressource für einen modernen Mathematikunterricht in europäischen Schulen zu fördern.

Zusätzliche Initiativen zur Mehrsprachigkeit im Mathematikunterricht

Ein weiteres bemerkenswertes Projekt, das auf die Verbesserung des Mathematikunterrichts abzielt, ist das EU-Projekt „Exploiting the Power of Multiple Languages for Mathematics Learning“. Dieses Projekt, das vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik geleitet wird, hat das Ziel, Mehrsprachigkeit im Mathematikunterricht zu integrieren. Es wird von der EU mit 76.326 Euro im Rahmen der Erasmus Key Action 2 gefördert und fokussiert sich auf transferorientierte Forschungsfragen zu sprachbildenden Ansätzen für Lehrkräfte.

Der internationale Austausch zwischen Forschenden, Lehrkräften und Lehrerbildungsinstitutionen ist ein zentraler Bestandteil des Projekts. Empirische Nachweise belegen die Wirksamkeit von Mehrsprachigkeit für das Fachlernen, was die Relevanz dieser Initiativen weiter unterstreicht. Projektleiterin Susanne Prediger führt die Zukunftsvision, die Mehrsprachigkeit aktiv im Unterricht zu nutzen, um Schüler optimal zu fördern.

Die Kombination dieser Projekte könnte einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des Mathematikunterrichts in mehrsprachigen Klassenzimmern in ganz Europa leisten, indem die sprachlichen Ressourcen und Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in den Lernprozess einfliessen.