In Bad Friedrichshall, einem Ort im Kreis Heilbronn, erschütterte am späten Dienstagnachmittag ein tödlicher Vorfall die Arbeitsgemeinschaft einer Maschinenbaufirma. Ein 52-jähriger Mann, maskiert und mit einer Waffe bewaffnet, betrat das Unternehmen und eröffnete das Feuer auf seine Kollegen. Bei dem Angriff kamen zwei Brüder, 49 und 44 Jahre alt, ums Leben, während ein weiterer 52-Jähriger in Lebensgefahr schwebt. Der mutmaßliche Täter wurde in der Nacht zum Mittwoch in Seckach, etwa 30 Kilometer von Bad Friedrichshall entfernt, gefasst. Ein Haftrichter erließ bereits Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes. Die Ermittlungen zu den Beweggründen der Tat, die bislang unklar sind, dauern an.
Die Schüsse fielen gegen 17:45 Uhr, zu einem Zeitpunkt, als sich 25 Personen im Gebäude aufhielten. Der Täter, der erst seit kurzer Zeit bei der Firma beschäftigt war und zuvor in einem anderen Unternehmen wegen aggressiven Verhaltens aufgefallen war, ignorierte zahlreiche Mitarbeiter und zielte lediglich auf seine drei Kollegen. Nach dem Angriff flüchtete er, bevor er von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) gefasst wurde. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Ermittler zwei Waffen sowie Munition – eine der Waffen besitzt das gleiche Kaliber wie die am Tatort verwendeten Munitionsteile. Zudem war der mutmaßliche Täter ehemaliges Mitglied eines Schützenvereins, in dem er zuletzt Ende des vergangenen Jahres tätig war.
Gemeindereaktionen und Auswirkungen
Bürgermeister Timo Frey äußerte sich entsetzt über den Vorfall und sprach von einer Tragödie für die Angehörigen der Opfer. Auch der Bürgermeister von Seckach, Thomas Ludwig, zeigte sich betroffen und kündigte an, dass die Tat große Auswirkungen auf die Gemeinde Bad Friedrichshall haben werde. Der Bereich rund um die Maschinenbaufirma wurde weiträumig abgesperrt, und die Spurensicherung arbeitet weiterhin vor Ort. Bereits jetzt zeigen sich die ersten Konsequenzen für die Firma, die seit über fünf Jahrzehnten Präzisions-Zahnräder herstellt und in Familienbesitz ist.
Kontext zur Gewalt am Arbeitsplatz
Der Vorfall in Bad Friedrichshall wirft auch allgemeine Fragen zur Sicherheit am Arbeitsplatz auf. Deutschland hat erst im Mai 2023 das Übereinkommen Nr. 190 der Internationalen Arbeitsorganisation ratifiziert, das auf die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt abzielt. Gewalt am Arbeitsplatz wird als inakzeptable Verhaltensweise definiert, und alle Beschäftigten haben per Gesetz Anspruch auf sichere Arbeitsbedingungen. Derartige Vorfälle, wie der in Bad Friedrichshall, sind ein alarmierendes Zeichen dafür, dass Handlungsbedarf besteht.
In einer aktuellen Erhebung gab es in Berlin im Jahr 2021 über 70 Prozent der Beschäftigten, die von Konflikten oder Streitigkeiten mit Kunden oder Patienten berichteten. Außerdem stellten nahezu die Hälfte der Befragten respektloses Verhalten am Arbeitsplatz fest. Die Zahlen belegen, dass Gewalt und Aggression in der Arbeitswelt ernstgenommen werden müssen, um zukünftige Tragödien zu verhindern.
Die Ermittlungen zu den Hintergründen der grausamen Tat in Bad Friedrichshall sowie die Ursachen für aggressive Verhaltensweisen am Arbeitsplatz werden weitergeführt. Den betroffenen Familien und Mitarbeitern gilt in dieser schweren Zeit unser Mitgefühl.
Weitere Informationen zu den Vorgängen und der Sicherheitslage am Arbeitsplatz finden Sie unter lvz.de, tagesschau.de und berlin.de.