Die Mitteldeutsche Flughafen AG kündigt umfangreiche personelle Einschnitte an. Bis zu 250 Arbeitsstellen könnten wegfallen, was etwa jede fünfte bis sechste Position der derzeit rund 1.200 Beschäftigten betrifft. Ursprünglich war ein Abbau von lediglich 122 Stellen vorgesehen, diese Zahl wurde jedoch auf 200 bis 250 erhöht. Der gesamte Stellenabbau soll bis Ende 2026 schrittweise abgeschlossen werden. Bereits im vergangenen Jahr wurden über 80 Arbeitsplätze durch natürliche Fluktuation und einen „qualifizierten Einstellungsstopp“ reduziert. Maßnahmen zur Abbau umfassen unter anderem Kündigungen auf eigenen Wunsch, Renteneintritte und Modelle der Altersteilzeit.

Die Mitteldeutsche Flughafen AG strebt sozialverträgliche Regelungen für die Beendigung von Arbeitsverhältnissen an, um betriebsbedingte Kündigungen zu minimieren, auch wenn diese nicht ausgeschlossen werden können. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, darunter eine schwache Konjunktur und erhöhte Kosten, haben sich erheblich verändert. Die Flughäfen leiden unter hohen Verlusten, die hauptsächlich durch Abschreibungen auf Infrastrukturinvestitionen bedingt sind. Im Jahr 2024 schloss das Unternehmen eine Finanzlücke von 145 Millionen Euro mithilfe neuer Bankkredite und Zuschüsse. Die Finanzierungen sind bis Ende 2026 gesichert.

Finanzielle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Ein Gutachten von KPMG belegt die Sanierungsfähigkeit der Unternehmensgruppe und prognostiziert positive Zukunftsperspektiven, sofern ein Restrukturierungsprogramm erfolgreich umgesetzt wird. Um bis 2026 eine wirtschaftliche Stabilisierung zu erreichen, muss das Unternehmen etwa 38 Millionen Euro beitragen. Weitere Sparmaßnahmen umfassen die Reduzierung von Sachkosten, die Einstellung von Sponsoringprogrammen sowie den Verzicht auf Veranstaltungen.

Verhandlungen mit DHL und geplante Flughafenausbau

Parallel zu den personellen Einschnitten verhandeln DHL und der Flughafen Leipzig/Halle über eine Vertragsverlängerung bis ins Jahr 2053. Der Flughafenbetreiber erhält Berichten zufolge deutlich bessere Vertragskonditionen und höhere Flugentgelte, die zur finanziellen Stabilität beitragen sollen. Zudem wird ein Ausbau des Flughafens vorangetrieben, um den Bedürfnissen von DHL gerecht zu werden. Geplant sind knapp 100 Stellplätze für Frachtflieger, anstelle der derzeitigen 60.

Diese Entwicklungen stoßen auf Kritik von Seiten der sächsischen Grünen und Linken. Marco Böhme von der Linken äußert, dass das Verfahren zur Vergabe als „höchst intransparent“ gilt, während Gerhard Liebscher von den Grünen Bedenken hinsichtlich des Lärmschutzes äußert und Verbesserungen fordert. Aktuell gibt es eine umstrittene Nachtflugerlaubnis für Frachtmaschinen am Flughafen.

Im internationalen Kontext verfolgt Riga Airport mit seiner Strategie „Runway 2027“ ähnliche Ziele, nämlich die Erhöhung der Passagierzahlen und des Frachtumsatzes. Ziel ist es, eine bedeutende Drehscheibe in Nordeuropa zu werden und Investitionen in nachhaltige Entwicklungen voranzutreiben. Diese Vision könnte als Beispiel für erfolgreiche Transformation in der Luftfahrtbranche dienen und könnte künftig auch für die Mitteldeutsche Flughafen AG von Bedeutung sein.

Mit der anhaltenden Herausforderung, in einem sich wandelnden wirtschaftlichen Umfeld stabil zu bleiben, wird die Mitteldeutsche Flughafen AG alles daran setzen müssen, ihre Pläne erfolgreich umzusetzen und die damit verbundenen Auswirkungen auf ihre Mitarbeiter und die Region so positiv wie möglich zu gestalten.