In den letzten Jahren haben zahlreiche Metzgereien mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, die sowohl durch den demografischen Wandel als auch durch einen Mangel an Fachkräften geprägt sind. So schloss die Metzgerei Däuwel in Westheim bereits vor vielen Jahren aus Altersgründen ihre Türen. Im Anschluss daran eröffnete die Sondernheimer Metzgerei Aschbacher eine Filiale in den Räumlichkeiten der ehemaligen Metzgerei. Doch auch diese Filiale, die am 23. November ihre Pforten schloss, konnte aufgrund von Personalmangel und einem hohen Krankenstand nicht aufrechterhalten werden. Kunden wurden daraufhin auf die Filiale in der Schillerstraße 6 in Sondernheim verwiesen. Um den Bedarf der Westheimer Bürger an frischen Fleisch- und Wurstwaren weiterhin zu decken, wird ab dem 9. Januar die Landmetzgerei Roland Benz aus Ottersheim mit einem Verkaufswagen auf dem Westheimer Kerweplatz präsent sein.
Roland Benz bietet ein Sortiment aus frischen Produkten an, die aus eigener artgerechter Viehhaltung stammen und in hauseigener Schlachtung verarbeitet werden. Damit bleibt die Versorgung mit Wurst und Fleisch für die Bürger von Westheim gesichert. Die Metzgereien leiden nicht nur unter dem Rückgang durch Schließungen, sondern auch unter einem strukturellen Fachkräftemangel. Der durchschnittliche Fleischkonsum pro Deutschem lag im Jahr 2022 bei etwa 1 kg pro Woche. Diese Zahl verdeutlicht die anhaltende Nachfrage nach hochwertigen Produkten, die durch die lokale Metzgerei gedeckt werden sollte.
Fachkräftemangel in der Branche
Der Fachkräftemangel ist besonders im Wetteraukreis eklatant. Frank Herold, Obermeister der Fleischer-Innung Wetterau und Betreiber einer Metzgerei in Friedberg, berichtet von den massiven Schwierigkeiten, die sein Betrieb aufgrund des Personalmangels hat. Er stellt etwa 85% der Ware selbst her und bietet zusätzlich einen Mittagstisch sowie einen Partyservice an. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, bleibt die Metzgerei montags und dienstags mittags geschlossen. Aktuell besteht das Team aus nur sieben Vollzeitmitarbeitern, was angesichts der Krankheitsausfälle ein zunehmendes Problem darstellt.
Herold sucht seit Jahren Verstärkung in der Produktion und im Verkauf, erhält jedoch kaum Bewerbungen. Dies liegt unter anderem an einem über mehrere Jahrzehnte schlechten Image des Metzerberufes und der starken Konkurrenz durch Supermärkte, die durch niedrigere Preise locken. Herold kann keine Tariflöhne zahlen, da die Kosten darüber liegen, was die Rekrutierung neuer Mitarbeiter zusätzlich erschwert.
Ausbildungszahlen und Betriebe im Rückgang
Die Situation wird durch sinkende Ausbildungszahlen noch verschärft. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Auszubildenden in der Fleischer-Innung Wetterau nahezu halbiert. Aktuell sind es nur noch 27 Auszubildende in 36 Betrieben, die noch im Betrieb sind. Der Rückgang hat auch zur Fusion der Fleischer-Innung Wetterau mit der Innung Hanau geführt, die in diesem Jahr angekündigt wurde.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Metzgereibranche in Deutschland vor ernsthaften Herausforderungen steht. Der Personalmangel und die Schließungen von Betrieben wie der Metzgerei Aschbacher in Westheim sind ein Zeichen dafür, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um die Zukunft des traditionellen Metzgerhandwerks zu sichern. Die anhaltende Nachfrage nach Fleisch- und Wurstwaren macht deutlich, dass es notwendig ist, die Rahmenbedingungen für die Branche zu verbessern und junge Menschen für das Handwerk zu begeistern.