In der aktuellen politischen Debatte kommt das Thema Pflege kaum vor. Dies wurde besonders deutlich bei einer Veranstaltung in einer Bar in Neubrandenburg, die von Maik Wolff, dem Inhaber eines Pflegedienstes und Vorsitzenden des Vereins „Zukunftsfeste Pflege“, organisiert wurde. Im Rahmen des „Bürgerdialog Pflege“ diskutierten Unternehmer aus dem Pflegesektor, darunter auch MV-Sozialministerin Stefanie Drese (SPD), über die drängenden Probleme, die den Pflegebereich betreffen. Die Themen der Diskussion umfassten Bürokratie, schlechte Infrastruktur sowie die hohe Arbeitsbelastung der Fachkräfte. Anstatt auf politische Lösungen zu warten, forderten die Teilnehmenden aktivere Maßnahmen zur Vermeidung einer Pflegekatastrophe, da die aktuelle soziale Pflegeversicherung nicht mehr ausreichend vor Altersarmut schützt und viele Menschen auf Sozialhilfe angewiesen sind. Diese unhaltbare Situation solle durch den Verein durch insgesamt 20 Veranstaltungen in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Monaten weiter in den Fokus rücken.

Die Unzufriedenheit mit den politischen Parteien ist groß. Ein einhelliger Tenor: Pflege ist für viele Parteien ein „Verliererthema“. Der Druck, vor den Wahlen Lösungen zu präsentieren, wird oft durch die von Wählern empfundene Relevanz dieses Themas gemildert. Es gibt jedoch steigende Bedenken, da in Deutschland über 5,7 Millionen Pflegebedürftige leben, und die Herausforderungen im Pflegebereich weiter zunehmen.

Wachsende Herausforderungen im Pflegebereich

Die Probleme im deutschen Pflegesektor sind vielfältig. Laut einem aktuellen Bericht hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen in den letzten 25 Jahren um 150 % erhöht. Damit stehen die Einrichtungen und die Pflegekräfte vor enormen Herausforderungen. Die Anzahl der Pflegekräfte ist zwar auf etwa 1,75 Millionen gestiegen, das reicht jedoch nicht aus, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Aktuell sind über 84 % der Pflegebedürftigen in Deutschland auf die Hilfe von Angehörigen angewiesen. Zudem berichten zahlreiche Fachleute über die sinkende Anzahl an Pflegeplätzen sowie über erhöhte Pflegekosten, die auch die Allgemeinheit belasten. Die Beitragssätze zur sozialen Pflegeversicherung steigen fortlaufend, was zusätzlich Druck auf die Versorgungslandschaft ausübt.

Der Mangel an Fachkräften wird als eine der größten Herausforderungen wahrgenommen. Gleichzeitig wird immer wieder auf die Notwendigkeit einer Strukturreform der Pflegefinanzierung hingewiesen, um die Situation langfristig zu verbessern. Im politischen Raum wird die Idee eines eigenen „Pflegeministeriums“ und einer parteiübergreifenden „Task-Force“ diskutiert, um gezielt an einer Lösung der Pflegeproblematik zu arbeiten.

Politische Forderungen und Initiativen

Einen innovativen Ansatz zur Verbesserung der Pflegepraxis stellt ein Pilotprojekt in Niedersachsen dar. Hier wird ein regionales Kompetenzzentrum („ReKo“) eingerichtet, um pflegerische Standards in der Praxis zu heben. Gleichzeitig sehen Pflegeanbieter und Angehörige die Notwendigkeit, aktivere Lösungen einzufordern, anstatt sich auf politische Versprechen zu verlassen. Maik Wolff plant zusätzlich, den Landtag in Schwerin zu besuchen und den Abgeordneten symbolisch „Windeln“ zu überreichen, um auf die drängende Pflegeproblematik aufmerksam zu machen.

Die Zukunft der Pflege in Deutschland steht auf der Kippe. Fachkräftemangel, kostendämpfende Maßnahmen sowie die dringende Notwendigkeit, den erhöhten Bedarf an Pflegeleistungen zu decken, müssen in den kommenden Jahren prioritär angegangen werden, um das Gesundheitswesen nicht vollständig zu gefährden. Nordkurier und BPB zeigen, dass aus der aktuellen Diskussion dringender Handlungsbedarf hervortritt, während die DGQ wertvolle Daten liefert, die die Dimension dieser Herausforderung verdeutlichen. Jeder Tag ohne Lösungen verstärkt die Unsicherheit für Millionen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen.