Am Dienstagmorgen um 7 Uhr beginnt in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ein 24-stündiger Streik von Post-Mitarbeitern. Dieser Konflikt wird von der Gewerkschaft DPVKOM organisiert, um Druck in der laufenden Entgeltrunde 2025 bei der Deutschen Post auszuüben. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine lineare Entgelterhöhung von mindestens 8 Prozent sowie eine Mindesterhöhung der Monatsentgelte um 350 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Insgesamt sollen rund 170.000 Beschäftigte von den Forderungen profitieren.

In den betroffenen Bereichen, darunter das Paket- und Briefzentrum in Osterweddingen sowie mehrere Zustellstützpunkte in der Niederschrift Magdeburg, wird erwartet, dass bis zu 30.000 Pakete und Briefe nicht zugestellt oder weitertransportiert werden. Zusätzlich findet am Nachmittag um 14 Uhr eine Streikkundgebung vor dem Paketzentrum in Osterweddingen statt. Die Gewerkschaft DPVKOM sieht die Tarifforderungen als gerechtfertigt an, da die Deutsche Post wirtschaftlich stabil sei, jedoch gravierende Personalprobleme aufweise, die nur durch deutlich höhere Löhne gelöst werden könnten.

Hintergrund der Forderungen

Die Probleme der Deutschen Post stehen im Kontext steigender Krankenstände, der derzeit bei rund 10 Prozent liegt, und einer wachsenden Anzahl von Kündigungen, was zu erheblichen Personalengpässen führt. In Interview mit der Welt wurde deutlich, dass die Gewerkschaft Verdi ebenfalls um eine 7-prozentige Lohnerhöhung sowie drei zusätzliche Urlaubstage für alle Beschäftigten kämpft. Verdi hat eine Umfrage unter 45.000 Mitgliedern durchgeführt, die zeigt, dass 67 Prozent für einen Streik zur Durchsetzung ihrer Forderungen bereit sind.

Die aktuellen Tarifverhandlungen haben besondere Brisanz, da die alten Tarifverträge zum Jahresende 2024 gekündigt wurden. In der letzten Tarifrunde erhielten die Beschäftigten im Durchschnitt eine Lohnerhöhung von 11,5 Prozent. Während die Gewerkschaften mit ihren Forderungen den Druck erhöhen, argumentiert der Postkonzern mit sinkenden Gewinnen im Zustellgeschäft und einem Rückgang der Briefmengen um 3-5 Prozent jährlich aufgrund der zunehmenden digitalen Kommunikation.

Neueste Entwicklungen

Am 1. April 2024 ist eine Erhöhung der Vergütung für Auszubildende und Studierende um 340 Euro pro Monat geplant. In einer Pressemitteilung von DHL wurde zudem vermeldet, dass eine Einigung über die Postzulage für Beamtinnen und Beamte erzielt wurde, die bis Ende 2024 fortgeschrieben wird. Thomas Ogilvie, Personalvorstand der Deutschen Post, betonte, dass das Unternehmen über die finanzielle Schmerzgrenze hinausgegangen sei, um längere Streiks zu vermeiden und den Mitarbeitern, trotz der anhaltend hohen Preissteigerungen, eine spürbare Gehaltssteigerung anbieten zu können.

Deutlich wird, dass die Auseinandersetzungen bei der Deutschen Post nicht nur eine Frage der Entlohnung darstellen, sondern auch der Arbeitsbedingungen und der Zukunft der Beschäftigten in einem sich verändernden Kommunikationsumfeld. Die kommenden Tage könnten entscheidend sein für die Entwicklung der Tarifverhandlungen und die Handlungsfähigkeit des Unternehmens.