In den Küstengewässern rund um Rügen, auch bekannt als Bodden, ist ein alarmierender Rückgang der Hechtbestände zu beobachten. Diese Gewässer sind als beliebtes Angelrevier bekannt, wobei insbesondere kapitale Hechte von über 1,20 Metern geschätzt werden. Nach Informationen von MDR gehen die Bestände der Boddenhechte seit einigen Jahren zurück. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig und umfassen sowohl Umweltveränderungen als auch den Druck durch die Fischerei.
Eine Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und der Humboldt-Universität zu Berlin nimmt die Freizeitfischerei unter die Lupe. Sie untersucht den Einfluss von Schutzgebieten mit eingeschränktem Fischereizugang im Vergleich zu offenen Angelrevieren in Gebieten wie Grabow, Ummanz und dem Selliner See. Die Ergebnisse zeigen, dass die Fangraten in Schutzgebieten drei- bis viermal höher sind als in nicht geschützten Gebieten. Dies deutet darauf hin, dass die Angelfischerei einen signifikanten Einfluss auf die Hechtbestände hat.
Verändertes Beißverhalten der Hechte
Zusätzlich zu sinkenden Fangzahlen zeigen die Hechte ein verändertes Beißverhalten. Laut fischundfang.de führt das häufige Wiederfreilassen von gefangenen Hechten zu einem erlernten Vermeidungsverhalten. Die Selektion innerhalb der Population führt zu Eigenschaften wie geringerer Aggressivität und verminderter Schwimmaktivität. In den Schutzgebieten beißen die Hechte öfter an, während sie in intensiv beangelten Gebieten vorsichtiger sind und sich nach einem Biss häufiger vom Haken lösen.
Etwa ein Drittel der Unterschiede in den Fangraten zwischen Schutz- und Nichtschutzgebieten lässt sich auf dieses verminderte Anbeißverhalten zurückführen. Um dem Rückgang des Bestands entgegenzuwirken, fordern Wissenschaftler eine verbesserte Bewirtschaftung. Empfehlungen zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Hechtbestands, die im Rahmen des Boddenhechtprojekts erarbeitet wurden, umfassen die Einführung eines Entnahmefensters, die Festlegung maximaler Maschenweiten für die Stellnetzfischerei und die Reduzierung der täglichen Entnahmequote für Angler.
Zudem gelten seit dem 1. November 2024 bestimmte Gebiete als Winterlager für Hechte mit eingeschränkten Entnahme- und Befischungsmöglichkeiten. Langfristige Maßnahmen zur Renaturierung von Laichplätzen sowie zur Verbesserung der Durchgängigkeit von Fließgewässern werden als notwendig erachtet, um die Hechtbestände in den Boddengewässern zu stabilisieren.