KleveNordrhein-Westfalen

Bürgerentscheid am Niederrhein: Rettet der Reichswald den Nationalpark?

Uhrzeit06:06
OrtKleve

Im Herzen von Nordrhein-Westfalen braut sich ein entscheidender Bürgerentscheid zusammen, der die Zukunft des Naturschutzes in der Region maßgeblich beeinflussen könnte. In den kommenden Tagen haben 265.000 Bürgerinnen und Bürger im Kreis Kleve die Möglichkeit, über die Schaffung eines zweiten Nationalparks abzustimmen. Diese Entscheidung könnte die letzte Chance für den Nationalpark sein, nachdem alle anderen potenziellen Standorte abgelehnt wurden. Laut einem Bericht von n-tv wird die Abstimmung bis Mitte Dezember laufen und könnte das Schicksal des Projekts besiegeln.

Die Diskussion über einen zweiten Nationalpark in NRW ist nicht neu. Der einzige bestehende Nationalpark in der Eifel reicht nicht aus, um die alarmierende Situation der Artenvielfalt zu verbessern. Umweltminister Oliver Krischer von den Grünen betont, dass fast die Hälfte der Tier-, Pilz- und Pflanzenarten im Land gefährdet ist. Die Landesregierung sieht die Ausweisung eines neuen Nationalparks als einen entscheidenden Schritt zur Rettung dieser bedrohten Arten.

Der Klever Reichswald: Ein möglicher Nationalpark

Der Klever Reichswald, mit seinen 51 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Waldgebiet am Niederrhein, steht nun im Fokus. Ursprünglich waren sechs Standorte im Rennen, doch die meisten wurden von den lokalen politischen Gremien abgelehnt. Vor allem CDU und FDP haben sich gegen das Naturschutzprojekt ausgesprochen, während Grüne und SPD dafür waren. Nun bleibt nur noch der Reichswald übrig, der möglicherweise die letzte Hoffnung für einen neuen Nationalpark darstellt.

Die Region hat eine bewegte Geschichte. Nach den verheerenden Kämpfen im Zweiten Weltkrieg, bei denen über 10.000 Menschen ihr Leben verloren, wurde der Reichswald aufgeforstet und erlangte sein heutiges Gesicht. Die hohe Zahl an brütenden Greifvögeln und die bereits bestehenden Schutzgebiete machen den Reichswald zu einem wertvollen Naturraum, der jedoch auch auf Widerstand stößt.

Die Ängste der Gegner

Kritiker des Nationalparkprojekts warnen vor möglichen Einschränkungen für die lokale Wirtschaft. Im Nationalpark sind Forstwirtschaft und der Bau von Windrädern stark reglementiert, was einige Bürger als Bedrohung für ihre Lebensqualität empfinden. Besonders die CDU hat Bedenken geäußert, dass die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gefährdet sein könnte.

Der Kreistag von Kleve hat bereits mehrheitlich gegen den Nationalpark gestimmt, doch ein Bürgerbegehren mit 17.000 Unterschriften hat die Entscheidung in die Hände der Bevölkerung gelegt. Die Bürger dürfen nun per Briefwahl abstimmen, ob der Klever Reichswald zum Nationalpark erklärt werden soll oder nicht. Um erfolgreich zu sein, müssen die Befürworter sowohl die Mehrheit der Stimmen als auch eine Wahlbeteiligung von mindestens 15 Prozent erreichen.

Die Folgen der Entscheidung

Wenn die Bürger für den Nationalpark stimmen, könnte sich der Kreis Kleve beim Land bewerben, um als Standort für den zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen anerkannt zu werden. Da es keine weiteren Konkurrenten gibt und Umweltminister Krischer den Standort unterstützt, stehen die Chancen gut. Sollte jedoch eine Mehrheit gegen den Nationalpark stimmen, wäre das Projekt wohl endgültig vom Tisch. Krischer hat betont, dass ohne die Zustimmung der Bevölkerung kein Nationalpark entstehen wird.

Die Konsequenzen für den Artenschutz wären jedoch nicht das Ende aller Bemühungen. Stattdessen könnten alternative Naturschutzprojekte, wie die Renaturierung von Mooren, in den Vordergrund rücken. Diese könnten ebenfalls zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zum Klimaschutz beitragen. Krischer hebt hervor, dass Nordrhein-Westfalen über das Potenzial für mehr Moore verfügt, auch wenn diese im Vergleich zu anderen Bundesländern kleiner sind.

Die Entscheidung über den Nationalpark am Niederrhein ist nicht nur eine Frage des Naturschutzes, sondern auch ein Test für die Bürgerbeteiligung in Nordrhein-Westfalen. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Bevölkerung bereit ist, für den Schutz ihrer Natur einzutreten oder ob die Ängste vor wirtschaftlichen Einschränkungen überwiegen werden. Die Augen der Region sind auf den Klever Reichswald gerichtet, während die Bürger ihre Stimme abgeben.

Ort des Geschehens

Analysierte Quellen, die diese Meldung bestätigen: 3
Analysierte Kommentare in sozialen Medien: 128
Analysierte Forenbeiträge: 71

Quelle/Referenz
n-tv.de
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