Ort | Bamberg |
---|
In Bamberg brodelt die Debatte um das umstrittene Ankerzentrum, das auf einem ehemaligen US-Armee-Gelände untergebracht ist. Hier leben derzeit rund 1.400 Flüchtlinge, die auf die Entscheidung über ihre Asylanträge warten. Diese Einrichtung, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt, steht nun auf der Kippe. Die bayerische Staatsregierung verfolgt mit dem Ankerzentrum das Ziel, Asylverfahren schnell und gebündelt zu klären. Doch die Stadt Bamberg hat andere Pläne: Spätestens Ende 2025 soll das Zentrum geschlossen werden, wie inFranken.de berichtet.
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) fordert eine dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen und stützt sich auf eine Vereinbarung aus dem Jahr 2015, die den Betrieb des Zentrums auf zehn Jahre begrenzt. In einem Gespräch mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekräftigte er diese Forderung mit einstimmigem Rückhalt aus dem Stadtrat. Die Stadt plant, auf dem ehemaligen Militärgelände Wohnraum zu schaffen und einen neuen Stadtteil zu entwickeln, um die Belastungen für die Anwohner im Osten Bambergs zu verringern.
Die Vorteile der Ankerzentren
Innenminister Herrmann sieht jedoch auch die positiven Aspekte des Ankerzentrums. Er betont, dass die Einrichtung dazu beiträgt, dass keine zusätzlichen geflüchteten Personen zugewiesen werden müssen, was den Druck auf den Wohnungsmarkt verringert. Zudem müssen Kita- und Schulplätze nicht erweitert werden. Die Kinder im Ankerzentrum erhalten vor Ort Unterricht in speziellen Deutschklassen, was ihre Integration erleichtert. Diese Maßnahme wurde seit 2015 eingeführt, als das Gelände als Flüchtlingsquartier genutzt wurde.
Die Ankerzentren, die als Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückkehrzentren fungieren, sind ein zentraler Bestandteil der bayerischen Flüchtlingspolitik. Unter der Regierung von Horst Seehofer (CSU) sollten sie bundesweit eingeführt werden, während die aktuelle Koalition plant, sie wieder zu schließen. Diese Debatte wird besonders im Hinblick auf die bevorstehenden Bundestagswahlen am 23. Februar intensiv geführt.
Kritik von Menschenrechtsorganisationen
Doch nicht alle sind mit den Ankerzentren einverstanden. Menschenrechtsorganisationen und Wohlfahrtsverbände kritisieren die Isolation und Ausgrenzung, die diese Einrichtungen verursachen. Ein Aufruf aus dem Jahr 2021, unterzeichnet von zahlreichen Organisationen, beschreibt die Zustände in den Ankerzentren als „rechtsfreie Räume“, die die Würde und Rechte der Menschen verletzen. Der bayerische Flüchtlingsrat äußerte sich besorgt über die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner, insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Diese Kritik wird durch die Erfahrungen der Bewohner untermauert, die oft unter den Bedingungen in den großen Sammellagern leiden.
Die Zukunft des Bamberger Ankerzentrums bleibt ungewiss, während die Stadt und das Innenministerium weiterhin nach Lösungen suchen. Die Diskussion über die Schließung oder Umstrukturierung dieser Einrichtungen wird die politische Landschaft in Bayern und darüber hinaus prägen.