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Fledermäuse in Not: Insektenschwund bedroht Winterschlaf in Bad Segeberg

VorfallUmwelt
OrtBad Segeberg,Kiel
Ursacheintensive Landwirtschaft,Lichtverschmutzung,Flächenversiegelung,ungünstige Witterungsbedingungen

In Schleswig-Holstein stehen die Fledermäuse vor einer dramatischen Bedrohung: Der alarmierende Rückgang der Insektenpopulation hat fatale Folgen für diese faszinierenden Tiere. Laut dem Fledermausschützer Ulrich Lensinger vom Naturschutzbund (Nabu) in Bad Segeberg sind viele Fledermausarten unterernährt und gehen geschwächt in den Winterschlaf. „Einige Tiere haben nicht genug Fettreserven, um bis zum nächsten Frühjahr durchzuhalten“, warnt Lensinger. Dies führt dazu, dass sie entweder in ihren Quartieren sterben oder zu früh aufwachen und auf die Jagd gehen müssen, was ihre Überlebenschancen drastisch verringert, wie auch die Lübecker Nachrichten berichteten.

Die Fledermäuse verbringen die Wintermonate von Oktober bis April in ihren Quartieren, wobei die Segeberger Höhlen als das größte bekannte Winterquartier in Schleswig-Holstein gelten. Jährlich überwintern dort etwa 30.000 Fledermäuse. Doch nicht nur die Nahrungsnot setzt den Tieren zu: Die alte Levensauer Hochbrücke bei Kiel, ein weiteres wichtiges Quartier für die Abendsegler, wird abgerissen. „Die Tiere hatten sich in den Dehnungsfugen versteckt“, erklärt Lensinger. Solche Verluste an Lebensraum sind katastrophal für die ohnehin gefährdeten Arten.

Vielfältige Bedrohungen für die Fledermäuse

Die Gefahren für die Fledermäuse sind vielfältig. Neben der Unterernährung sind vor allem Windenergieanlagen eine ernsthafte Bedrohung für hochfliegende Arten wie den großen Abendsegler und die Rauhautfledermaus. Auch die fortschreitende Modernisierung von Gebäuden führt dazu, dass viele Quartiere der Tiere verloren gehen. „Durch Sanierungen und Dämmungen verschwinden die kleinsten Spalten, in denen die Fledermäuse Zuflucht finden“, so Lensinger. Diese Veränderungen betreffen die Hälfte aller Fledermausarten, was die Dringlichkeit von Ersatzquartieren unterstreicht.

Der Insektenschwund selbst ist kein neues Phänomen. Bereits 2017 stellte ein Team um Caspar Hallmann von der Radboud University in Nijmegen einen dramatischen Rückgang der Fluginsektenmasse in Deutschland fest. In einem Zeitraum von 1989 bis 2016 ging die Gesamtmasse um über 75 Prozent zurück. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von intensiver Landwirtschaft über Lichtverschmutzung bis hin zur Flächenversiegelung. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2023 zeigt zudem, dass ungünstige Witterungsbedingungen in den letzten Jahrzehnten ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Insektenpopulationen hatten, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Ein Aufruf zum Handeln

Die Situation der Fledermäuse in Schleswig-Holstein ist alarmierend und erfordert sofortige Maßnahmen. Der Verlust von Lebensräumen und die Nahrungsmittelknappheit sind ernsthafte Bedrohungen, die nicht ignoriert werden dürfen. Es ist entscheidend, dass sowohl die Öffentlichkeit als auch die Entscheidungsträger sich für den Schutz dieser faszinierenden Tiere einsetzen. Nur durch gezielte Maßnahmen, wie die Schaffung von Ersatzquartieren und den Schutz ihrer Lebensräume, kann das Überleben der Fledermäuse in Schleswig-Holstein gesichert werden. Die Zeit drängt, und jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten, um diese bedrohte Tierart zu retten.

Ort des Geschehens

Quelle/Referenz
ln-online.de
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