Dachau

Schülerinnen polieren Stolpersteine: Erinnerung an Dachaus Opfer!

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In Dachau wird die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig, während Schülerinnen des Ignaz-Taschner-Gymnasiums die Stolpersteine reinigen. Diese kleinen, aber bedeutenden Gedenktafeln sind nicht nur ein Zeichen des Gedenkens, sondern auch ein Aufruf zur Wachsamkeit gegen den wieder aufkeimenden Antisemitismus. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, versammelten sich am Sonntag Schülerinnen um die Stolpersteine, um den Opfern zu gedenken und ihre Namen zu ehren.

Die Elftklässlerinnen Leonie Schweitzer, Marie Meister und Anna-Sophia Feurer standen im kalten Novemberwetter um den Stolperstein für den jüdischen Arzt Samuel Gilde. „Es ist wichtig, dass wir nicht vergessen, was diesen Menschen widerfahren ist“, erklärte Leonie. Samuel Gilde, geboren 1874 in Litauen, wurde 1938 von den Nationalsozialisten mit einem Berufsverbot belegt und schließlich ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Sein Schicksal ist nur eines von vielen, das an diesem Tag in Dachau gewürdigt wurde.

Ein Ritual des Gedenkens

Die Schülerinnen und Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums haben sich intensiv mit der Geschichte der Stolpersteine beschäftigt. Anstatt eines Rundgangs wurden an jedem der 15 Gedenksteine kleine Stationen eingerichtet, die Passanten dazu einladen, mehr über die Schicksale der Opfer zu erfahren. Die Stolpersteine, die seit 2005 in Dachau verlegt sind, sind Teil eines weltweiten Projekts des Künstlers Gunter Demnig, das über 113.000 Gedenksteine umfasst und das größte flächenmäßige Mahnmal für die Verbrechen des Nationalsozialismus darstellt.

Doch während die Schülerinnen die Steine reinigen, wird die Sorge um den wieder aufkeimenden Antisemitismus spürbar. „Es macht mir Angst, dass der Judenhass wieder so stark ist“, äußerte die 16-jährige Viktoria Kölbl-Miersch. Ihre Mutter, Sabine, teilt diese Besorgnis und verweist auf die bevorstehenden Wahlen, die ein mulmiges Gefühl hervorrufen. „Es ist unrecht, was diesen Menschen geschehen ist“, fügte Viktoria hinzu, während sie den polierten Stein betrachtete.

Die Geschichten hinter den Steinen

Ein weiterer Stolperstein erinnert an Anton Felber, der im KZ Flossenbürg starb. Seine Geschichte, erzählt von Gästeführerin Sabine Herrmann, ist tragisch: Als Waisenkind aufgewachsen, wurde Felber wegen kleinerer Vergehen immer wieder verhaftet und schließlich 1939 ins KZ deportiert. „Er erhielt nie einen rechtsstaatlichen Prozess“, erklärte Herrmann. Diese Geschichten sind es, die die Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, die Steine zu reinigen und die Erinnerung wachzuhalten.

Claudia Bösewetter und ihre Tochter besuchten ebenfalls die Stolpersteine. „Das ist für uns eine zugänglichere Form des Gedenkens als der Besuch einer KZ-Gedenkstätte“, sagte sie. Ihr Vater hatte ihr von den Gefangenentransporten erzählt, die einst hier stattfanden. „Die Menschen in den Waggons schrien um ihr Leben – und verstummten schließlich“, erinnerte sie sich. Diese persönlichen Geschichten machen das Gedenken greifbar und zeigen, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht zu vergessen.

Ein Aufruf zur Wachsamkeit

Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist mehr als nur ein Ritual. Es ist ein Aufruf zur Wachsamkeit in einer Zeit, in der Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder zunehmen. Die Schülerinnen und Schüler, die sich um die Stolpersteine kümmern, tragen dazu bei, dass die Namen der Opfer nicht in Vergessenheit geraten. „Es ist wichtig, dass wir an diese Menschen denken“, betonte Leonie Schweitzer. „Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.“

In Dachau wird deutlich, dass das Gedenken an die Vergangenheit auch eine Verantwortung für die Zukunft bedeutet. Die Stolpersteine sind nicht nur Erinnerungen an die Opfer, sondern auch Mahnmale für die Gesellschaft, sich gegen Hass und Intoleranz zu stellen. In einer Welt, in der Judenhass wieder aufflammt, ist es entscheidend, dass wir die Lehren der Geschichte nicht vergessen, wie auch die Süddeutsche Zeitung feststellt. Nur so können wir sicherstellen, dass die Schrecken der Vergangenheit nie wiederholt werden.

Ort des Geschehens

Quelle/Referenz
sueddeutsche.de
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