Ort | Göttingen |
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In einer Welt, in der Selfies und digitale Schnappschüsse die Oberhand gewinnen, sieht sich die traditionelle Autogrammsammlung einem dramatischen Wandel gegenüber. Christian Bach, der Vorsitzende des Clubs der Autogrammsammler, äußert sich besorgt über den Rückgang der Autogramme, die einst ein Zeichen der Verehrung und des persönlichen Kontakts waren. „Das Autogramm stirbt aus. Klar tut das weh. Aber ich kann den Trend nicht aufhalten“, erklärt der 44-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Laut Bach haben Selfies dem Autogramm bei der jüngeren Generation „hundertprozentig“ den Rang abgelaufen, was die Zukunft dieser Leidenschaft in Frage stellt. Dies berichtet Radio Ennepe Ruhr.
Der Wandel in der Medienlandschaft ist für Bach der Hauptgrund für diesen Rückgang. Mit der Verbreitung von sozialen Medien und Messaging-Diensten wie WhatsApp ist das Interesse an handschriftlichen Autogrammen stark gesunken. „Das Interesse an der Handschrift ist, glaube ich, verloren gegangen“, sagt er und verweist darauf, dass früher niemand durch unzählige Fotoalben blätterte. „Heute schaut man alle paar Minuten auf das Handy und sieht ständig Bilder.“
Die Leidenschaft des Sammlers
Bach, der in Göttingen lebt, hat eine beeindruckende Sammlung von schätzungsweise 10.000 Autogrammen. Sein erstes Autogramm erhielt er 1993 per Post von dem Fußball-Weltmeister Pierre Littbarski. Diese Erinnerungen sind für ihn von unschätzbarem Wert, auch wenn er zugibt, dass er mittlerweile auch Fotos von seinen Begegnungen mit Stars sammelt. Allerdings bevorzugt er Aufnahmen von Dritten, da er Selfies nicht mag: „Auf einem Selfie sieht man meistens blöd aus.“
Die Nostalgie, die mit dem Sammeln von Autogrammen verbunden ist, könnte bald der Vergangenheit angehören. Bach ist sich der Herausforderungen bewusst, die die digitale Ära mit sich bringt. „Die Menschen sind heute mehr an schnellen Bildern interessiert als an handschriftlichen Erinnerungen“, so Bach. Er sieht die Gefahr, dass die persönliche Verbindung, die ein Autogramm vermittelt, immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird.
Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft des Autogrammsammlens steht auf der Kippe. Bach ist nicht der einzige, der diese Veränderung beobachtet. Viele Sammler und Fans fragen sich, ob die Autogramme, die einst ein Symbol der Bewunderung waren, bald nur noch eine Fußnote in der Geschichte der Fan-Kultur sein werden. „Es ist traurig, aber ich kann den Trend nicht aufhalten“, sagt Bach resigniert.
Die digitale Revolution hat die Art und Weise, wie wir Erinnerungen festhalten, grundlegend verändert. Während Autogramme einst eine persönliche Note hatten, scheinen sie nun von der schnellen, flüchtigen Natur von Selfies und sozialen Medien überlagert zu werden. „Wir leben in einer Zeit, in der das Echte und Handgeschriebene immer mehr an Bedeutung verliert“, so Bach. Die Frage bleibt: Wird es in Zukunft noch Platz für die ehrwürdige Tradition des Autogramms geben? Dies bleibt abzuwarten, während die Welt sich weiter in Richtung digitale Interaktionen bewegt, wie auch Radio Ennepe Ruhr berichtete.