Heinsberg

Erinnerungen an die Reichspogromnacht: Ein Zeitzeuge berichtet

VorfallSonstiges
OrtErkelenz-Lövenich, Heinsberg, Geilenkirchen

In einem eindrucksvollen Werk hat der Historiker Karl Beumers die Erinnerungen von Zeitzeugen der NS-Zeit zusammengetragen. Sein neues Buch mit dem Titel „Wer vergisst, lernt nicht“ ist der mittlerweile 16. Band dieser bedeutenden Dokumentationsreihe. Auf fast 230 Seiten hat Beumers die bewegenden Geschichten zahlreicher Menschen festgehalten, die in der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs lebten oder in irgendeiner Weise betroffen waren. Diese wertvolle Arbeit ist von großer Bedeutung, um die Geschehnisse dieser dunklen Epoche für die Nachwelt zu bewahren, wie die Aachener Zeitung berichtet.

Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die Geschichte von Kurt Strauss, einem Zeitzeugen aus Erkelenz-Lövenich, der 2022 verstorben ist. Strauss, der als Sohn eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter geboren wurde, erinnerte sich lebhaft an die Reichspogromnacht im November 1938. In dieser Nacht wurden die Fensterscheiben seines Elternhauses zertrümmert, während seine Mutter in Todesangst schrie, als ein Pflasterstein auf ihr Bett fiel. Trotz des Schreckens blieb das Haus aufgrund des Ansehens seines Vaters weitgehend verschont.

Die Schrecken der Vergangenheit

Die Erlebnisse von Strauss sind nicht nur persönliche Erinnerungen, sondern auch ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse jener Zeit. Er berichtete, dass viele der Täter aus angesehenen Familien stammten, die zuvor Freundschaften mit Juden gepflegt hatten. „Ich war schockiert, dass es nicht nur einfache Leute waren, die sich so abstoßend verhielten“, erzählte er Beumers. An diesem schicksalhaften Tag wurden alle jüdischen Männer durch die Straßen getrieben, und Strauss konnte das Bild eines Viehhändlers, der nur mit Pantoffeln bekleidet war, nie vergessen.

Die grausamen Erlebnisse der Juden endeten nicht mit der Pogromnacht. Strauss berichtete, dass die jüdischen Familien gezwungen wurden, Zwangsgelder zu zahlen, um die Schäden, die ihnen zugefügt wurden, „wiedergutzumachen“. Dies geschah, obwohl sie die Opfer und nicht die Täter waren. „Man musste 50 Prozent seines Vermögens in Geld umsetzen und an den Staat zahlen“, erklärte er. Diese Ungerechtigkeit ist ein weiterer Beweis für die Brutalität des Regimes.

Ein Vermächtnis für die Nachwelt

Beumers betont in seinem Vorwort, dass viele dieser traumatischen Erlebnisse oft nicht aufgearbeitet wurden und erst im Alter wieder in die Erinnerung zurückkehren. In seinem Buch sind die Geschichten von insgesamt 30 Zeitzeugen versammelt, die er seit 2011 dokumentiert. „Es ist wichtig, dass wir uns stets persönlich für Frieden und Freiheit einsetzen und uns gegen Gewalt und Diktatur abgrenzen“, sagt Beumers. Er hat bereits Material für vier weitere Bücher gesammelt und plant, mit dem 20. Buch seine Dokumentationsreihe abzuschließen, da viele Zeitzeugen bereits verstorben sind.

Das neue Buch von Karl Beumers ist in verschiedenen Buchhandlungen erhältlich, darunter die Mayersche Buchhandlung in Heinsberg und die Buchhandlung Lyne von de Berg in Geilenkirchen. Es ist ein unverzichtbarer Beitrag zur Erinnerungskultur und ein Appell, die Lehren aus der Vergangenheit nicht zu vergessen.

Ort des Geschehens

Quelle/Referenz
aachener-zeitung.de
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