Vorfall | Terrorismus |
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Ort | Bad Münder |
In Bad Münder, wo die Wellen des Schreckens und der Trauer durch die jüdische Gemeinde rollen, spricht Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg über die düstere Realität, die sich seit dem verheerenden Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober entfaltet hat. Dieser Angriff, der als der schlimmste auf jüdische Menschen seit der Schoah gilt, hat nicht nur in Israel, sondern auch in Deutschland eine alarmierende Zunahme antisemitischer Vorfälle zur Folge gehabt, wie NDZ berichtet.
Der 9. November, ein Datum, das in Deutschland für das Gedenken an die Novemberpogrome steht, wird in diesem Jahr von einer besorgniserregenden Welle offener antisemitischer Haltungen überschattet. Dr. Offenberg betont, dass die aktuellen Demonstrationen, die oft als pro-palästinensisch bezeichnet werden, in Wirklichkeit pro-Hamas-Demonstrationen sind, die mit judenfeindlichen Slogans gespickt sind. „Die Hamas ist nicht die wahre Interessenvertretung des palästinensischen Volkes“, erklärt sie eindringlich.
Die Verantwortung Deutschlands
Inmitten dieser angespannten Lage ruft Dr. Offenberg zu einer besonderen Verantwortung und Solidarität auf. „Wir dürfen nicht nur um die toten Juden trauern, sondern müssen auch Anteil daran nehmen, was mit den lebenden Juden passiert“, sagt sie und verweist auf die Wertegemeinschaft, die Deutschland mit Israel verbindet. Diese Werte sind in Gefahr, wenn die einzige Demokratie im Nahen Osten angegriffen wird.
Die Rabbinerin äußert die Hoffnung, dass der Aufruf zur Solidarität von Bundeskanzler Olaf Scholz nicht nur eine Floskel bleibt, sondern zu einer tiefempfundenen und praktischen Unterstützung führt. In den Großstädten, wo Anonymität herrscht, scheinen die Menschen eher bereit zu sein, antisemitische Parolen zu skandieren. Im Gegensatz dazu sieht Dr. Offenberg die Situation in kleineren Gemeinden als stabiler und friedlicher an.
Interreligiöser Dialog und die Zukunft
Der interreligiöse Dialog spielt in dieser angespannten Zeit eine entscheidende Rolle. Dr. Offenberg betont, dass dieser Dialog nicht neu ist, sondern schon lange besteht. Dennoch ist der jüdisch-islamische Dialog momentan ins Stocken geraten, da sich große Islamverbände nicht klar vom Hamas-Überfall distanziert haben. „Presseerklärungen helfen da nicht weiter“, so die Rabbinerin. Es sei wichtig, in den Gemeinden miteinander zu sprechen und die wahren Verletzungen zu erkennen.
Am 7. Oktober, einem Tag, der für Trauer und Sorge steht, bleibt die Frage, ob er auch ein Tag der Hoffnung sein kann. „Wenn dieser Staat nicht mehr existiert, sind wir alle schutzlos“, warnt Dr. Offenberg und spricht über die anhaltenden Raketenangriffe auf Israel. Die Menschen dort leben in ständiger Angst und müssen sich täglich in Schutzräume zurückziehen.
Die Rabbinerin äußert auch ihre Bedenken gegenüber der aktuellen israelischen Regierung unter Benjamin Netanjahu. „Ich habe persönlich mit dieser rechtsextremen Regierung ein Problem, aber sie muss das Land verteidigen“, erklärt sie. Diese gemischten Gefühle spiegeln die Unsicherheit wider, die viele in der jüdischen Gemeinde empfinden.
Die Situation in Deutschland ist angespannt, und der Antisemitismus ist allgegenwärtig. In Hameln, wo die liberale jüdische Gemeinde lebt, ist das Gefühl der Unsicherheit spürbar. Dewezet berichtet, dass viele Juden in Hameln lieber unerkannt bleiben, um nicht Opfer von Antisemitismus zu werden.
In dieser herausfordernden Zeit ist es entscheidend, dass die Gemeinschaft zusammensteht und sich gegenseitig unterstützt. Der interreligiöse Dialog, die Solidarität und das Verständnis füreinander sind unerlässlich, um die Wunden der Vergangenheit zu heilen und eine hoffnungsvolle Zukunft zu gestalten.