Vorfall | Sonstiges |
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Ort | Brandenburg an der Havel |
In den späten 1970er Jahren, als die DDR und die Sowjetunion ihre strengen Kontrolle über das religiöse Leben aufrechterhielten, entbrannte ein geheimnisvoller Kampf zwischen den gläubigen Christen und den mächtigen Geheimdiensten KGB und Stasi. Ernst Teuber, ein gläubiger Christ aus Brandenburg an der Havel, erinnert sich an die schockierenden Erlebnisse, als er 1978 von der Stasi verhört wurde, weil er als mutmaßlicher Bibelschmuggler galt. In einem Interview berichtete Teuber, dass er „durch die Mangel gedreht“ wurde, während die Stasi versuchte, die Verbindungen zu einem Schmuggelstützpunkt in der Stadt zu ermitteln, wo Bibeln und religiöse Schriften heimlich verteilt wurden, wie MAZ berichtete.
Die Tarnbezeichnung „Bohnen“ wurde von Teuber und seiner Frau Ruth verwendet, um die Bibeln zu verschleiern, die sie an in Brandenburg stationierte Sowjetsoldaten weitergeben wollten. Trotz des Verbots setzten sie alles daran, diese unerwünschte Literatur in die Kasernen zu schmuggeln. Die sowjetische Militärabwehr war jedoch wachsam und beobachtete die Aktivitäten der Christen genau.
Ein Netzwerk des Glaubens
Im Frühjahr 1978 geriet die Evangelische Freikirchliche Gemeinde in Brandenburg an der Havel ins Visier der Stasi. Teuber, der als Gemeindediakon tätig war, wurde von inoffiziellen Mitarbeitern (IM) ausspioniert. Diese Spitzel waren oft Menschen aus seinem eigenen Umfeld, was die Situation besonders perfide machte. Die Stasi und der KGB arbeiteten eng zusammen, um die Verbreitung von „feindlicher“ Literatur zu unterbinden. Sie setzten Spitzel auf Teuber an, um seine Aktivitäten zu überwachen und die geheimen Bibellieferungen zu stoppen.
Die Wäscherei am Neustädtischen Markt 14 diente als zentraler Umschlagplatz für die Bibeln. Dort wurden die Bücher geschickt in Wäschekörben versteckt, um sie an die sowjetischen Soldaten zu übergeben. Charlotte Technow, die Leiterin der Wäscherei, riskierte viel für ihren Glauben und die christliche Mission, indem sie die Bibeln heimlich entgegennahm und versteckte.
Die Reaktion der Geheimdienste
Die Stasi war nicht untätig und führte den operativen Vorgang „Missionar“, um die Aktivitäten der Bibelschmuggler zu unterbinden. Laut der Kulturhistorikerin Ann-Kathrin Reichardt, die die Zusammenarbeit zwischen Stasi und KGB untersuchte, war der Bibelschmuggel ein bedeutendes Anliegen für die sozialistischen Regime, die das Christentum als ideologischen Feind betrachteten. Sie fürchteten die Unterwanderung durch religiöse Überzeugungen und richteten spezielle Abteilungen zur Überwachung von Kirchen und Religionsgemeinschaften ein, wie katholisch.de berichtete.
Die Geheimdienste waren zwar bemüht, den Schmuggel zu verhindern, doch die Ergebnisse blieben oft hinter den Erwartungen zurück. Reichardt stellte fest, dass die Stasi und der KGB zwar hohe Relevanz dem Thema beimessen, jedoch nur gelegentlich erfolgreich waren. Der Bibelschmuggel ging weiter, und die Bibeln blieben ein gefragtes Gut auf der Transitstrecke zwischen West und Ost.
Die Folgen für die Beteiligten
Die Konsequenzen für die Beteiligten waren oft hart. Charlotte Technow wurde schließlich wegen ihrer Aktivitäten zu einer Geldstrafe verurteilt, während Ernst Teuber, der als „maßgeblicher Hintermann“ galt, ohne Strafe davonkam. Dennoch litt seine Familie unter den Repressionen des Regimes. Seine Tochter erhielt beispielsweise keine Auszeichnung für ihre schulischen Leistungen, was die Auswirkungen der politischen Verfolgung auf das persönliche Leben der Betroffenen verdeutlicht.
Die Wäscherei am Neustädtischen Markt wurde geschlossen, und die Schwestern Technow verschwanden aus dem Blickfeld der Teubers. Ernst Teuber und seine Frau haben die beiden Frauen nie wieder gesehen, und die Erinnerungen an diese gefährlichen Zeiten bleiben lebendig. Trotz der Gefahren und der ständigen Überwachung durch die Stasi und den KGB blieben die Gläubigen entschlossen, ihren Glauben zu leben und die Botschaft weiterzugeben.