PolitikSachsenThüringenViral

Nach dem Wahlabend: Sachsen und Thüringen im AfD-Rausch – Was kommt jetzt?

Nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen, bei denen die AfD zur stärksten Kraft in Thüringen wurde und stärksten Stimmenzuwachs erzielte, zeigt sich Deutschland am Montagmorgen überrascht von einem markanten Rechtsruck, während die Ampel-Koalition unter Kanzler Scholz unter Druck steht und die politische Landschaft sich durch die Erfolge von Björn Höcke und Sahra Wagenknecht erheblich verändert hat.

Ein Wahlabend, der die politische Landschaft in Sachsen und Thüringen auf den Kopf stellt! Rund 3,7 Millionen Wähler in beiden Bundesländern gaben ihre Stimmen ab und die Ergebnisse zeigen eine klare Tendenz: Die AfD hat ihren Einfluss ausgeweitet und präsentiert sich als starke Kraft. In Thüringen wurde sie zur stärksten Partei, während sie in Sachsen nur knapp hinter der CDU landete.

Die AfD, die vom Verfassungsschutz als teilweise rechtsextrem eingestuft wird, hat mit Björn Höcke an der Spitze angekündigt: „Wir wollen regieren!“ Höcke fiel dabei insbesondere mit seiner kämpferischen Rhetorik auf, die in den sozialen Medien und der Presse leidenschaftlich diskutiert wird.

Inzidenztracker

Ein neues Bündnis im Blick

Besonders überraschend ist das Ergebnis von Sahra Wagenknechts neuem BSW-Bündnis, das ebenfalls zweistellig abschneidet und vor der SPD sowie den Grünen liegt. Dieses Bündnis könnte, sollte es tatsächlich zu Koalitionsgesprächen kommen, eine entscheidende Rolle in der künftigen Regierung sowohl in Sachsen als auch in Thüringen spielen. Bei der Suche nach möglichen Bündnispartnern stehen die traditionellen Parteien jedoch vor erheblichen Herausforderungen. Die Ampelkoalition unter Olaf Scholz hat in beiden Bundesländern stark an Unterstützung verloren.

In Sachsen kämpft der CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer mit der Situation, dass seine Koalitionspartner SPD und Grüne nicht mehr über genug Stimmen verfügen, um eine Mehrheit zu bilden. Interessanterweise wurde die Möglichkeit eines Bündnisses mit Wagenknechts BSW diskutiert, was die CDU in ein Dilemma bringt, da dies die seinerzeitige Entscheidung, nicht mit der Linkspartei zu kooperieren, in Frage stellen könnte.

Ein ähnliches Problem hat der Thüringer CDU-Politiker Mario Voigt, der sich in einem unübersichtlichen politischen Klima bewegt, in dem alte Regeln nicht mehr gelten. Er buhlte um Unterstützung sowohl von der BSW als auch von der Linkspartei, was ein potenzielles Risiko für die Bundes-CDU darstellen könnte.

Interessant bleibt zu beobachten, wie der demokratische Diskurs in diesen Ländern weiter verläuft. Rückmeldungen aus den verschiedenen politischen Lagern zeigen, dass die bisherige Macht der Ampelkoalition in der Bevölkerung zunehmend als unzureichend wahrgenommen wird. Parteiobmann Kevin Kühnert von der SPD äußerte sich zwar optimistisch, sieht jedoch den zunehmenden Unmut gegen die Regierung.

In der einst dominierenden SPD ist die Stimmung angespannt. Parteichefin Saskia Esken mahnte zur Selbstreflexion und forderte mehr Engagement von allen Mitgliedern. Es gibt bereits innerparteiliche Diskussionen, ob der Kanzler Olaf Scholz weiterhin als geeigneter Spitzenkandidat für die kommende Bundestagswahl betrachtet werden kann. Hinter den Kulissen brodelt es.

Die unübersichtliche Wahlnacht hat auch die Sicht der Wähler auf die AfD beeinflusst. Trotz eines starken Ergebnisses in Thüringen, bei dem die AfD etwa ein Drittel der Stimmen erhielt, zeigen die Umfragen, dass 60 Prozent der Wähler gegen eine Regierungsbeteiligung der AfD sind. Hier erlebt die Partei eine paradoxe Situation: Unterstützer zeigen sich oft besorgt über die Konsequenzen eines solchen Mandats. Die AfD äußert jedoch den dringenden Wunsch, endlich Teil einer Regierung zu werden und die eigenen politischen Kernziele umzusetzen.

Ein Blick auf die Wählerstimmung legt den Finger in die Wunde der politischen Debatte in Deutschland. Viele Wähler könnten sich nach dieser Nacht eher entmutigt fühlen, da die AfD zwar eine starke Stimme in den Landtagen hat, doch die realistischen Möglichkeiten, sie zur Regierungspartei zu machen, sind stark eingeschränkt. In Thüringen denkt die Linkspartei sogar darüber nach, ein Bündnis aus CDU und SPD zu tolerieren, was die politische Landschaft weiter kompliziert und möglicherweise eine bunte Koalitionsdebatte auslösen könnte.

Lebt in Stuttgart und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"