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Landtagswahlen 2023: Rekordbeteiligung und historische Veränderungen in Sachsen und Thüringen

Die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen brachten Rekordwahlbeteiligungen und historische Ergebnisse, darunter die AfD als stärkste Kraft in Thüringen sowie das schlechteste Ergebnis der SPD, was die politische Landschaft in Deutschland entscheidend beeinflusst.

In den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen zeigen sich deutliche Trends und Veränderungen im politischen Landschaftsbild dieser beiden Bundesländer. Während einige Parteien Rekordwerte feiern, sieht sich die politische Konkurrenz mit herben Rückschlägen konfrontiert.

Besonders auffällig ist die Wahlbeteiligung, die in beiden Bundesländern die höchsten Werte seit der Wiedervereinigung erreicht hat. In Sachsen lag die Wahlbeteiligung bei beeindruckenden 74,4 Prozent, was den bisherigen Rekord von 1990 übertrifft. Thüringen folgt mit einem Wähleranteil von 73,6 Prozent, der nur knapp unter dem Spitzenwert von 1994 liegt. Diese hohe Beteiligung könnte auf ein wachsendes politisches Interesse der Bevölkerung hinweisen.

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AfD als stärkste Kraft

Ein zentrales Ergebnis der Wahlen ist der historische Triumph der AfD, die in Thüringen mit 32,8 Prozent erstmals die stärkste Kraft in einem Bundesland wird. Dies ist der höchste Stimmenanteil, den die AfD bei einer Wahl in Deutschland erreichen konnte. In Sachsen erzielen sie mit 30,6 Prozent ebenfalls ein starkes Ergebnis, müssen sich allerdings der CDU geschlagen geben, die den ersten Platz belegt. Dieser Aufstieg der AfD verdeutlicht einen zunehmenden Einfluss rechtsextremer Strömungen in der Gesellschaft.

Im Gegensatz dazu muss die SPD schwere Verluste verdauen. Mit nur 6,1 Prozent in Thüringen und 7,3 Prozent in Sachsen erzielt die Partei die schlechtesten Ergebnisse ihrer Geschichte bei Landtagswahlen, was schmerzhafte Einbußen für eine traditionell starke politische Kraft bedeutet.

Starke Verluste bei der Linken und der FDP

Die Linke, die in Thüringen unter Ministerpräsident Bodo Ramelow agiert, muss einen Rekordverlust von 18,0 Prozentpunkten hinnehmen. Dieser Rückgang ist besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Partei in der Vergangenheit erfolgreich war und höhere Stimmenanteile erringen konnte.

Die FDP, die seit ihrer Regierungsbeteiligung auf Bundesebene eine Serie von Niederlagen erlitten hat, fällt weiterhin ins Bodenlose. Mit nur 0,9 Prozent in Sachsen und 1,1 Prozent in Thüringen sind die Ergebnisse der Freidemokraten alarmierend niedrig. Dies markiert die achtundneunte Wahlniederlage in Folge und lässt Fragen zur Zukunft der Partei aufkommen.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt ist der Rückzug der Grünen, die künftig nur noch in 14 von 16 Landtagen vertreten sein werden. Mit lediglich 3,2 Prozent in Thüringen verpassen sie den Einzug in das Erfurter Parlament deutlich. Dieser Verlust ist ein schmerzhafter Rückschlag für eine Partei, die in den letzten Jahren an Regierungsverantwortung und Wählergunst gewonnen hatte.

Die Wahlen in Sachsen und Thüringen verdeutlichen somit nicht nur den Aufstieg der AfD, sondern auch die Zerstrittenheit und die wachsenden Herausforderungen, denen sich die traditionellen Parteien gegenübersehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politische Landschaft in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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