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Schiffbau unter Druck: VSM warnt vor kritischem Wendepunkt

Die internationale Schiffbaumesse SMM startet am 1. September 2024 in Hamburg und bringt mehr als 2.000 Aussteller sowie 40.000 Fachbesucher zusammen, während der Branchenverband VSM vor einem möglichen Kipppunkt im deutschen Schiffbau warnt und Strategien zur Sicherung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit fordert.

In Hamburg wird zurzeit die internationale Schiffbaumesse SMM veranstaltet, die als die führende Messe der maritimen Industrie gilt. Von Dienstag bis Freitag präsentieren mehr als 2.000 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen, während über 40.000 Fachbesucher erwartet werden. Diese bedeutende Veranstaltung findet in einem Kontext statt, in dem der deutsche Schiffbau vor ernsthaften Herausforderungen steht und der Branchenverband VSM vor einem drohenden Kipppunkt warnt.

Die Sorgen um den deutschen Schiffbau sind nicht neu. Der VSM berichtet, dass Europa seit Jahren Marktanteile verliert, während asiatische Länder wie China und Südkorea die Mehrheit der Bestellungen für Schiffe erhalten. Im Jahr 2023 entfielen mehr als 80 Prozent aller Bestellungen auf diese Regionen. In Deutschland selbst ist nur noch ein geringer Anteil der Produktionskapazitäten für den Bau von Containerschiffen vorhanden, was die Wettbewerbsfähigkeit weiterhin untergräbt.

Die wirtschaftliche Lage der Werften

Die gute Nachricht für die heimische Branche ist jedoch, dass die Auslastung vieler deutscher Werften momentan solide ist. Im vergangenen Jahr wurden Aufträge im Seeschiffbau im Wert von etwa 2,6 Milliarden Euro erteilt, ein Anstieg von rund 172 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für Kreuzfahrtschiffe und Yachten hat sich Deutschland als wichtiger Standort etabliert, während der Bau von Frachtschiffen stark zurückgegangen ist.

Die Umfrage unter den Betrieben zeigt eine optimistische Stimmung: Über ein Drittel der befragten Unternehmen rechnet mit einer Verbesserung der Auftragslage in den nächsten zwei Jahren. Nur eine kleine Anzahl sieht die Zukunft eher pessimistisch, was darauf hindeutet, dass viele Werften gut positioniert sind, um von einer eventuellen Markterholung zu profitieren.

Die Werften beschäftigen insgesamt etwa 16.700 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz von 6,7 Milliarden Euro. Dabei sichern 100 Stellen im Schiffbau weitere 380 Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie. Diese enge Zusammenarbeit zwischen Werften und Zulieferern illustriert die wirtschaftliche Bedeutung des Schiffbaus nicht nur in Küstenregionen, sondern auch in anderen Bundesländern, insbesondere in Baden-Württemberg, wo ein großer Teil des Umsatzes generiert wird.

Politische Herausforderungen und Lösungen

Der VSM hat zudem einen Vorschlag der EU-Kommission aus dem Jahr 1997 aufgegriffen, der Steuervergünstigungen und staatliche Garantien für den Bau von Schiffen in Europa vorsieht. Dies könnte eine Möglichkeit darstellen, die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Schiffbaus zu fördern und die Situation zu verbessern.

Zusätzlich gibt es einen Trend hin zu innovativen Technologien im Bereich des Schiffbaus. Immer mehr Unternehmen beschäftigen sich mit dem Bau von Konverterplattformen für Offshore-Windparks, die eine Investition von bis zu 2,5 Milliarden Euro erfordern können. Der Markt für erneuerbare Energien und die Notwendigkeit, die Marine-Infrastruktur auszubauen, bieten den Werften somit Potenzial für zukünftige Aufträge.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Schiffsrecycling, das an Bedeutung gewinnt. Durch den höheren Bedarf an Stahlschrott könnten sich weitere Geschäftsmodelle entwickeln, obwohl rechtliche Hürden diesem Sektor momentan noch im Wege stehen. Die Relevanz von Militäraufträgen ist ebenfalls gestiegen, insbesondere im Hinblick auf die geopolitischen Spannungen, die durch den Ukraine-Konflikt entstanden sind.

So befindet sich der deutsche Schiffbau in einer Übergangsphase, in der es darum geht, sich neu zu orientieren und Strategien zu entwickeln, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Die SMM-Messe bietet den Akteuren der Branche eine Plattform, um sich über die neuesten Entwicklungen auszutauschen und zukünftige Chancen zu diskutieren.

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