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Die Zukunft des Fisches: BLUU Seafood im Rennen um den Gründerpreis 2024

In jüngster Zeit hat die BLUU Seafood GmbH aus Berlin für Furore gesorgt, indem sie innovative Wege in der Fischvermehrung beschreitet. Das Unternehmen wurde für den Deutschen Gründerpreis 2024 in der Kategorie StartUp nominiert und führt die Produktion von eigenem Fischfleisch, das durch Biotechnologie kultiviert wird, an. Diese Methode könnte die Lebensmittelproduktion revolutionieren und stellt eine nachhaltige Alternative zur überfischten Meeresnahrung dar.

Die Verwendung von kultivierten Zellen aus atlantischem Lachs und Regenbogenforelle markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung einer tierethischen und umweltfreundlichen Nahrungsmittelproduktion. Die Nachfrage nach Fisch ist weltweit enorm. Rund drei Milliarden Menschen sind stark auf Fisch angewiesen, was einen enormen Druck auf die natürlichen Bestände ausübt. Laut den Vereinten Nationen gelten 90 Prozent der Fischbestände als überfischt oder maximal befischt. BLUU bietet eine Lösung, die die Meeresressourcen schont und das hervorragende Nährstoffprofil von Fischprodukten wahrt.

Die Technologie hinter BLUU Seafood

Die Biotechnologie hinter BLUU basiert darauf, dass Fischzellen nicht mehr im natürlichen Umfeld des Fisches wachsen. Stattdessen geschieht dies in kontrollierten, sterilen Laborbedingungen. Dr. Sebastian Rakers, der Gründer des Unternehmens und ausgewiesener Experte in Zell- und Meeresbiologie, erklärt: „Wir isolieren die Zellen aus dem Fisch und das Einzige, was sich ändert, ist der Ort, wo diese Zelle weiterwächst und wie sie gefüttert wird.“ Diese Technik stellt sicher, dass die produzierten Seafood-Alternativen frei von Schadstoffen wie Mikroplastik sind, die in vielen herkömmlichen Fischen vorkommen können.

Diese nachhaltige Fischproduktion könnte der Schlüssel zur zukünftigen Nahrungsmittelversorgung sein, insbesondere angesichts der steigenden Weltbevölkerung und der damit verbundenen Herausforderung, genügend hochwertige Proteinquellen anzubieten. BLUU hat im Jahr 2020 eine erste Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen, in der Dr. Oetker investierte. Dies war der Beginn einer wertvollen Partnerschaft, die dem Unternehmen helfen könnte, seine Technologie weiterzuentwickeln und den Markt zu erobern.

Nach der Vorstellung erster Produkte wie Fischbällchen und Fischstäbchen im Sommer 2022 hat das Unternehmen kürzlich den Laborstatus verlassen und bezieht jetzt eine neue 2.000 Quadratmeter große Produktionsstätte in Hamburg. Die regulatorischen Rahmenbedingungen in Singapur ermöglichen bereits Ende 2024 den Markteintritt, was ein großes Potenzial für BLUU darstellt. Dr. Rakers ist optimistisch, dass die Produkte dort nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Zutat in der Gastronomie anerkannt werden können.

Zusätzlich zur Nominierung für den Deutschen Gründerpreis wird BLUU Seafood in einem wettbewerbsintensiven Umfeld als Pionier angesehen. Das Unternehmen zielt darauf ab, den Markt für kultivierten Fisch nicht nur in Europa, sondern auch in den USA zu bedienen, wobei ein Markteintritt in den USA für 2025 geplant ist. Rakers blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Spätestens in 20 Jahren soll jeder sagen: Natürlich wähle ich kultivierten Fisch.“

Die Nominierung von BLUU Seafood ist Teil eines größeren Trends in der Lebensmittelindustrie, der zunehmend innovative und nachhaltige Alternativen hervorbringt. Im Rahmen des Deutschen Gründerpreises wurde auch die WeSort.AI GmbH aus Würzburg für ihre KI-gestützte Abfalltrennung nominiert. Diese Unternehmen stehen stellvertretend für eine neue Generation von Start-ups, die mit technologischen Lösungen nachhaltige Entwicklungen vorantreiben wollen.

Die jährliche Verleihung des Deutschen Gründerpreises findet am 24. September 2024 im ZDF Hauptstadtstudio in Berlin statt. Die Leser sind eingeladen, sich über die Neuentwicklungen und Trends in der deutschen Unternehmenslandschaft zu informieren. BLUU Seafood repräsentiert dabei eine vielversprechende Zukunft für die Fischindustrie.

Lebt in Hamburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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