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AfD-Erfolge: Ein Blick auf die unerwarteten Hochburgen im Westen

Die AfD hat bei der Europawahl 2024 in Ostdeutschland mit starken Wahlergebnissen, insbesondere in Sachsen und Thüringen, ihre Position gefestigt, während sie auch in Westdeutschland, wie in Pforzheim, an Einfluss gewinnt, was für die Bundestagswahl 2025 erhebliche Bedeutung haben könnte.

In den letzten Wahlen wurde deutlich, dass die AfD in Ostdeutschland die stärkste politische Kraft wurde. Die europäische Wahl hat gezeigt, dass Sachsen, Thüringen und einige andere ostdeutsche Bundesländer in einem politischen Blau erstarren – ein Bild, das an die Zeit vor 1990 erinnert. Doch der Eindruck, die AfD sei ausschließlich ein Ost-Phänomen, könnte täuschend sein.

Ein genauerer Blick auf die Ergebnisse offenbart, dass die Partei auch in westlichen Regionen immer mehr Fuß fasst. Diese Tendenz wird besonders in Städten wie Pforzheim im Bundesland Baden-Württemberg deutlich. Dort erzielte die AfD bei der Gemeinderatswahl am Sonntag 22 Prozent der Stimmen, was einem gewonnenen Zuwachs von 7,1 Prozentpunkten entspricht.

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Wachsende AfD-Einflussnahme im Westen

In Ostdeutschland hat die AfD mit beeindruckenden Ergebnissen aufwarten können: In Sachsen erreichte sie 31,8 Prozent, in Thüringen 30,7 Prozent und in Sachsen-Anhalt 30,5 Prozent. Immer wieder wird die Partei als Stimmenträge im ländlichen Raum und unter Arbeitermilieus angeführt. ARD-Journalist Thomas Vorreyer warnt jedoch davor, die Erfolge der AfD als ausschließlich ostdeutsch zu deklarieren. Seiner Meinung nach spielen viele Faktoren eine Rolle, darunter die Strukturwandelregionen, die geringe Mobilisierung anderer Parteien sowie lokale Besonderheiten.

Ein interessantes Beispiel, das Vorreyer anführt, ist Pforzheim. Die Stadt weicht von dem Trend ab, den man oft mit der AfD im Osten verbindet. Das hohe Vorkommen von Russlanddeutschen könnte hier ein ausschlaggebender Faktor sein, der den Aufstieg der Partei unterstützt. Vorreyer deutet darauf hin, dass ähnliche Bedingungen auch im Ruhrgebiet oder in den ländlichen Teilen von Rheinland-Pfalz dazu beitragen könnten, dass die AfD auch dort Direktmandate gewinnen sollte.

Zudem hat die AfD in Gelsenkirchen bei der Europawahl 21,7 Prozent der Stimmen erhalten und konnte sich somit als zweitstärkste Partei etablieren, nur knapp hinter der CDU und vor der SPD. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Fortschritte der AfD nicht nur auf den Osten Deutschlands beschränkt sind und somit eine breitere, anhaltende Verschiebung im politischen Spektrum signalisiert wird.

Die kritischen Stimmen zeigen, dass ein allzu einfacher Blick auf die politischen Verhältnisse irreführend sein kann. Themen wie der ländliche Raum und der Strukturwandel sind für viele Regionen von zentraler Bedeutung und begünstigen die Stärkung der AfD, weshalb die kommenden Wahlen mit einem geschärften Blick auf diese Entwicklung beobachtet werden sollten.

Lebt in Rügen und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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