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Insolvenz bei werk9: Fuldaer Tischlerei kämpft um ihre Zukunft

Das Tischlerei-Unternehmen werk9 aus Fulda stellt zum 30. September 2024 aufgrund der schweren Erkrankung seines Geschäftsführers Marco Gretsch seinen Betrieb ein und hat Insolvenz angemeldet, was für die 20 Mitarbeiter und die lokale Wirtschaft eine einschneidende Situation darstellt.

Immer mehr Betriebe in Deutschland sehen sich vor großen Herausforderungen. Ein aktuelles Beispiel ist werk9, ein Tischlerei-Unternehmen, das seinen Betrieb in Fulda zum 30. September einstellen wird. Besonders tragisch ist die Situation, da die Schließung auf die schwere Erkrankung des Geschäftsführers zurückzuführen ist.

Werk9, das seit 2012 seinen Sitz in der Fulda-Galerie hat und auf Interieur-Design sowie Schreinerarbeiten spezialisiert ist, hat am Dienstag beim Amtsgericht Fulda Insolvenz angemeldet. Prokurist Holger Oskar Junge beschreibt die Situation als „massiven Zusammensturz.“ Zuvor hatten sie noch gute Auftragslage. Vor allem die bemerkenswerte Umsatzsteigerung in den letzten Jahren lässt viele Mitarbeiter und Kunden überrascht zurück.

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Ein schwerer Schlag für die Mitarbeiter

Die Entscheidung, den Betrieb zu schließen, ist für die 20 Mitarbeiter hart. Diese umfassen nicht nur Schreiner, sondern auch Innenarchitekten und Kaufleute. Junge berichtet, dass alle betroffenen Angestellten über die Kündigungen informiert worden sind, was unvermeidlich war, um die Insolvenz des Unternehmens zu bewältigen. „Wir hatten ein großartiges Team, das leidenschaftlich daran gearbeitet hat, hochwertige Designs und Möbel herzustellen“, erzählt Junge und fügt hinzu: „Natürlich sind alle frustriert über die Umstände.“

Besonders die vier Auszubildenden des Unternehmens stehen nun vor der Herausforderung, alternative Ausbildungsplätze in anderen Tischlereien zu finden. Einige Mitarbeiter haben bereits Aussichten auf neue Stellen, was ein kleiner Lichtblick in dieser dunklen Zeit ist.

Der Kern des Problems liegt jedoch im gesundheitlichen Zustand von Geschäftsführer Marco Wigbert Gretsch. Er leidet unter einer schweren Erkrankung und ist seit sieben Wochen in stationärer Behandlung, ohne dass ein Ende abzusehen wäre. Das Unternehmen ist stark von seiner zentralen Rolle abhängig, weshalb die drohende Zahlungsunfähigkeit aufgrund seines Ausfalls jetzt Realität geworden ist.

„Wir konnten keinen internen Ersatz finden und auch keine Partnerschaft mit anderen regionalen Betrieben eingehen“, erklärt Junge, wodurch die Insolvenz unausweichlich wurde. Es bleibt die ungewisse Hoffnung auf einen externen Investor, der das Unternehmen noch retten könnte.

Der Weg zur Insolvenz: Gründe und Möglichkeiten

„Die finanziellen Schwierigkeiten spielten eine untergeordnete Rolle bei der Beantragung der Insolvenz, da unsere Auftragsbücher bis zum Frühjahr 2025 gefüllt waren“, sagt Junge. Der Geschäftsführer Gretsch hatte das Unternehmen vor 25 Jahren gegründet, und es war sein Lebenswerk. „Marco war das Gesicht und der Kopf von Werk9“, beschreibt Junge die bewunderten Eigenschaften seines Chefs.

Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren stark investiert, um die Produktionskapazitäten auszubauen und modernisiert. Über eine Million Euro wurden in die Erweiterung der Werkhalle gesteckt, was die Situation umso bedauerlicher macht. Der Prokurist betont jedoch, dass Gespräche mit zwei potenziellen Investoren im August stattfinden sollen. „Wenn das klappt, könnten wir werk9 vielleicht doch noch retten“, zeigt sich Junge optimistisch, auch wenn der Ausgang dieser Gespräche ungewiss ist.

Die Kreishandwerkerschaft Fulda hat ebenfalls den Verlust bedauert und Gabriele Leipold, die Geschäftsführerin, hob die Verdienste von Gretsch hervor. Sie wünscht sich, dass der Geschäftsführer sich bald von seiner Erkrankung erholt und betont: „Marco hat das Innungsleben über viele Jahre geprägt.“

Die Situation bei werk9 ist kein Einzelfall. Die IHK Fulda berichtete, dass etwa ein Viertel der Unternehmen in der Region von einer schlechten Lage betroffen ist. Probleme wie der Fachkräftemangel und hohe Betriebskosten sind Herausforderungen, die viele Betriebe plagen.

Die Zukunft von werk9: Hoffen auf eine Wende

Die Schicksalstage für werk9 sind in den kommenden Wochen entscheidend. Sollte ein Investor gefunden werden, könnten sich neue Perspektiven für die Belegschaft und das Unternehmen aufzeigen. In der Zwischenzeit bleibt die Unsicherheit über die Abläufe des Insolvenzverfahrens bestehen, während die betroffenen Mitarbeiter auf neue Möglichkeiten blicken müssen. Die Geschichte von werk9 könnte somit als Beispiel für die nötige Resilienz in der Handwerksbranche dienen, besonders in unsicheren Zeiten wie diesen.

Die Insolvenz von werk9 ist nicht nur ein trauriges Kapitel für die Mitarbeiter und den Geschäftsführer Marco Gretsch, sondern spiegelt auch die Herausforderungen wider, mit denen viele kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland konfrontiert sind. Insbesondere in der Handwerksbranche setzen umfangreiche Bedingungen und Markdruck den Betrieben zu. Die steigenden Rohstoffpreise und die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie haben manch einer Firma das Überleben erschwert.

Der Gesundheitszustand eines Unternehmers kann in vielen Fällen entscheidend für den Fortbestand einer Firma sein. Im Fall von werk9 wurde die Abwesenheit von Gretsch, der eine zentrale Rolle in der Unternehmenskultur und -führung spielt, schnell zu einer existenziellen Bedrohung. Das Fehlen eines soliden Nachfolgemodells oder die Unfähigkeit, geeignete externe Partnerschaften zu etablieren, verstärkt das Risiko für Betriebe in ähnlichen Lagen.

Die Herausforderungen in der Handwerksbranche

Die Handwerksbranche steht vor einem Fachkräftemangel, der viele Unternehmen belastet. Insbesondere in der Tischler- und Schreinerbranche sind viele Betriebe auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften. Laut einer Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) suchen rund 80 % der Unternehmen in Handwerksberufen aktiv nach Mitarbeitern. Dies hat auch zur Folge, dass die Ansprüche an die bestehenden Mitarbeiter steigen, da oft nicht genug Fachkräfte zur Verfügung stehen, um die Nachfrage zu decken.

Das bedeutet zusätzliche Belastungen für die Betriebe, die daher häufig nicht nur um das Überleben kämpfen, sondern auch um die Wettbewerbsfähigkeit im regionalen und nationalen Markt. In einem digitalen Zeitalter, in dem Kunden zunehmend Wert auf innovative und nachhaltige Lösungen legen, müssen viele Handwerker investieren, um mit den neuesten Technologien Schritt zu halten.

Zusätzlich zur Suche nach qualifizierten Fachkräften sind die steigenden Kosten für Materialien, insbesondere Holz, ein erheblicher Belastungsfaktor. Der Preisanstieg für Rohstoffe, bedingt durch globale Lieferkettenprobleme und Marktnachfrage, hat in den letzten Jahren viele Betriebe gezwungen, ihre Preismodelle zu überdenken.

Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen

Um den Herausforderungen entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Programme und Initiativen der Bundesregierung sowie regionaler Institutionen, die Handwerksbetrieben Unterstützung bieten. Beispielsweise gibt es Förderprogramme zur Unterstützung bei der Digitalisierung, sowie Beratungen, die speziell für kleine und mittlere Unternehmen ausgelegt sind. Diese Angebote sollen Betrieben helfen, ihre Strukturen zu optimieren, um auf dem Markt bestehen zu können.

Darüber hinaus fördert die IHK Fulda verschiedene Ausbildungsmaßnahmen, um Nachwuchskräfte für die Region zu gewinnen und das Handwerk attraktiver zu machen. Diese Initiativen sind entscheidend, um die Lücke im Fachkräftemangel langfristig zu schließen und die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen zu stärken.

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