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Nachhaltigkeit im Fußball: Die Bundesliga auf dem Weg zur CO2-Reduktion

In der Fußball-Bundesliga haben sich die 36 Profi-Klubs darauf geeinigt, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) ab der kommenden Saison Nachhaltigkeitskriterien bei der Lizenzierung prüft, um bis 2030 den CO2-Ausstoß zu halbieren und somit eine Balance zwischen Klimaschutz und wirtschaftlichen Interessen zu finden, trotz der Herausforderungen durch Sponsorenpartnerschaften mit umstrittenen Branchen.

Die deutsche Fußball-Bundesliga sieht sich in einem Spannungsfeld zwischen Geldverdienen und dem Streben nach mehr Nachhaltigkeit. Um die Herausforderung des Klimawandels zu bewältigen, haben die 36 Profi-Klubs der Liga einen Plan aufgestellt, der auch die Lizenzierung nach Nachhaltigkeitskriterien umfasst. Dies bedeutet, dass Vereine nicht nur auf sportliche Erfolge, sondern auch auf ökologische und soziale Aspekte achten müssen.

„Es ist entscheidend, dass wir uns der Verantwortung stellen, die wir in der Gesellschaft haben“, sagt Marika Bernhard, die Leiterin der DFL-Nachhaltigkeits-Abteilung. Der Ansatz der Liga, Nachhaltigkeitskriterien in den Lizenzierungsprozess einzuführen, wurde vor zwei Jahren beschlossen. Seitdem gibt es erste Fortschritte, auch wenn der Weg nicht ganz einfach ist. Fast alle Vereine haben mittlerweile Verantwortliche für Nachhaltigkeit ernannt und entsprechende Ziele festgelegt.

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Nachhaltigkeit im Fokus: Werder Bremens ehrgeizige Ziele

Ein Beispiel für das Engagement in Richtung Nachhaltigkeit ist der Bundesligist Werder Bremen. „Wir liegen tatsächlich in einem Hochwassergebiet. Das heißt, das Thema Klimaschutz betrifft uns tatsächlich auch direkt“, erklärt Anne-Kathrin Laufmann, Geschäftsführerin für Sport und Nachhaltigkeit bei Werder Bremen. Der Verein hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 seinen CO2-Ausstoß um 50 Prozent zu senken.

Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Werder verschiedene Maßnahmen um, wie die Einführung von LED-Beleuchtungen und Wärmepumpen sowie die Förderung von vegetarischem Essen im Stadion. Laufmann betont, dass diese Maßnahmen möglicherweise nicht gerade aufregend sind. Dennoch seien sie notwendig, um die Nachhaltigkeitsziele tatsächlich zu verwirklichen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Umsetzung der geforderten Nachhaltigkeitsstandards bislang schleppend vorankommt. Der Kriterienkatalog der DFL hat seinen Umfang reduziert, ursprünglich waren mehr als 100 Kriterien vorgesehen, nun sind es 54. Gerade mal neun dieser Kriterien führen aktuell zu Sanktionen, was die Dringlichkeit der Umsetzung verringern könnte.

Widersprüche im Sponsoring-Bereich

Ein wesentliches Hindernis auf dem Weg zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ist die Sponsorenpolitik der Klubs. Der DFL-Nachhaltigkeits-Check für Sponsoren bleibt vorerst freiwillig, was bedeutet, dass Klubs weiterhin Partnerschaften mit Unternehmen eingehen können, die nicht zu ihren Nachhaltigkeitszielen passen. Dies führt zu einem Dilemma in Zeiten, in denen viele Vereine auf finanzielle Einnahmen angewiesen sind.

Matthias Fifka, BWL-Professor an der Uni Erlangen-Nürnberg, kritisiert diese Praxis. „Wenn man sich dann eben soziale und ökologische Verantwortung auf die Fahnen schreibt, aber dann gleichzeitig mit Unternehmen kooperiert, die nicht in dieses Bild passen, dann führt das unweigerlich zu einem Glaubwürdigkeitsverlust“, sagt er. Trotz dieser Bedenken haben viele Vereine, darunter auch Werder Bremen, Verträge mit Glücksspielanbietern, was die Diskussion über die Glaubwürdigkeit ihrer Nachhaltigkeitsanstrengungen weiter anheizt.

„Die Entscheidung zur Zusammenarbeit mit solchen Partnern ist oft eine finanzielle Überlegung“, erklärt Laufmann. „Es ist nicht so, dass wir die Branchen gezielt ausschließen können, besonders wenn sie für unseren Fortbestand wichtig sind.“ Ein Balanceakt zwischen wirtschaftlichem Interesse und sozialer Verantwortung bleibt also eine zentrale Herausforderung.

Die Zukunft der Liga: Ein ständiger Balanceakt

Blickt man in die Zukunft, wird es für die Bundesliga entscheidend sein, wie diese Widersprüche gelöst werden können. DFL-Nachhaltigkeitschefin Bernhard betont, dass ohne eine politische Regulierung und einheitliche Standards in der Liga eine klare Richtung schwer zu finden sein wird. „Die Liga muss einen Weg finden, um Verantwortung und wirtschaftliches Interesse zu vereinen“, sagt sie. Ein gemeinsames Werbeverbot für bestimmte Branchen könnte eine Lösung sein, wird jedoch durch die unterschiedlichen Interessen der Klubs erschwert.

Sollten sich die Vereine nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen können, bleibt die Bundesliga in ihrem Vorgehen vage. Es bleibt abzuwarten, wie die Liga auf die Herausforderungen des Klimawandels reagieren wird, insbesondere im Hinblick auf die Finanzierung durch Sponsoren und die gesellschaftliche Verantwortung, die sie als wichtiges Stück der Sportkultur in Deutschland trägt.

Hintergrund und Entwicklung der Nachhaltigkeitskriterien

Die Einführung der Nachhaltigkeitskriterien in der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist Teil eines umfassenderen Trends zur Förderung sozialer und ökologischer Verantwortung im Sport. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel und die damit verbundenen gesellschaftlichen Forderungen, umweltfreundlicher und sozial verantwortlicher zu handeln, haben viele Sportverbände begonnen, Sustainability-Strategien zu integrieren.

Die DFL hat nicht nur Nachhaltigkeitskriterien implementiert, sondern auch eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich intensiv mit Fragen der ökologischen Fußabdruckmessung und der sozialen Verantwortung befasst. Laut einem Bericht der DFL von 2022 haben sich viele Vereine aktiv mit den Themen CO2-Reduzierung, sozialer Gerechtigkeit und verantwortungsvoller Unternehmensführung auseinandergesetzt. Dies geschieht vor dem Hintergrund wachsender Anforderungen seitens der Fans, Sponsoren und Medien an mehr Transparenz und Verantwortung in der Sportbranche.

Aktuelle Statistiken zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen

Um die Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit zu quantifizieren, führen verschiedene Organisationen Erhebungen durch. Eine Umfrage, die im Auftrag des DFL durchgeführt wurde, zeigt, dass über 70 % der Vereine mittlerweile einen klaren Plan zur CO2-Reduzierung formuliert haben. Darüber hinaus messen mehr als 60 % der Vereine regelmäßig ihren ökologischen Fußabdruck und haben konkrete Ziele zur Reduzierung von Emissionen festgelegt.

Darüber hinaus ist die Sensibilisierung für soziale Themen stark gestiegen. Eine Umfrage ergab, dass 68 % der Klubs Initiativen zur Bekämpfung von Diskriminierung und zur Förderung von Diversität implementiert haben. Diese Entwicklungen zeigen, dass das Bewusstsein für die Verantwortung im Sportbereich zunimmt und die Vereine bereit sind, aktive Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu unternehmen.

Historische Vergleiche mit anderen Sportarten

Die Integration von Nachhaltigkeitskriterien im Fußball lässt sich mit Entwicklungen in anderen Sportarten vergleichen. Beispielsweise hat die Internationale Olympische Komitee (IOC) seit 2016 Nachhaltigkeitsstandards eingeführt, die von Austragungsorten und Verbänden der Olympischen Spiele eingehalten werden müssen. Ebenso haben zahlreiche Sportligen, wie die NFL (National Football League) oder die Premier League, Programme zur Reduzierung von CO2-Emissionen und zur Förderung von sozialen Projekten ins Leben gerufen.

Ein entscheidender Unterschied ist, dass diese Initiativen oft verpflichtend verbunden sind mit den allgemeinen Regeln für die Veranstaltung von Sportereignissen und der zugehörigen Vermarktung. Im Fußball hingegen ist die Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien bislang noch weitgehend freiwillig und hängt stark von den individuellen Entscheidungen der Vereine und deren finanzieller Situation ab.

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