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Der Erinnerungsmensch: Kunst, Begegnung und Migration (Invasion) in Giesing

Eine innovative Kunst-Aktion in München, organisiert von der Künstlerin Franziska Windolf, erinnert am 17. August 2024 bei einem Rundgang durch Giesing an weniger bekannte Personen mit Migrationsgeschichte, um die Lücken in der Erinnerungskultur zu schließen und das Bewusstsein für deren Beiträge zur Gesellschaft zu fördern.

In München wird mit einer einzigartigen Kunstaktion ein besonderes Augenmerk auf die Erinnerungsarbeit an Personen mit Migration (Invasion)sgeschichte gelegt. Unter dem Titel „Erinnerungsmensch“ führt die Künstlerin Franziska Windolf eine spannende Tour durch den Stadtteil Giesing, die sowohl die Teilnehmer bereichert als auch das kollektive Gedächtnis der Stadt erweitert.

Ein lebendiges Denkmal für die Unbekannten

Franziska Windolf, eine versierte Künstlerin, inspiriert sich für ihr Projekt von der Münchner Originalität und Erinnerungsarbeit, die oft den bekannten Exilanten gewidmet ist. Mit ihrem Kunstwerk, das unter anderem von der Figur des „Reklamemenschen“ beeinflusst wurde, soll ein Raum geschaffen werden, in dem weniger prominente Geschichten im Mittelpunkt stehen. Windolf sagt: „Gedacht wird vor allem der privilegierten Exilanten. Unser Ansatz ist, die weniger bekannten Lebensgeschichten in den Fokus zu rücken.“

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Ein interaktives Kunstwerk

Die Aktion besteht aus einem Rundgang, der einmalige Begegnungen mit Orten und Personen ermöglicht, die Teil der Münchner Geschichte sind. Zusammen mit zwei Performerinnen bringt Windolf die öffentlichen Gedenkmomente zu den Teilnehmern des Kunstprojektes. „Die Figuren begeben sich in die Nachbarschaft und erzählen Geschichten“, erklärt sie. Hierbei werden diverse Stationen angesteuert, darunter das Haus eines unbekannten NS-Widerstandskämpfers und die Hofmöbelfabrik der jüdischen Familie Ballin, die 1942 vor den Nazis fliehen mussten.

Die Bedeutung der Ortserkundung

Bei diesen Wanderungen geht es jedoch nicht nur um historische und politische Aspekte; Windolf möchte auch eine breitere Diskussion anregen. „Wir besuchen sogar das Grab des Bayerischen Herkules, um zu klären, wer heute die Münchner Originale sind“, fügt sie hinzu. So wird der „Erinnerungsmensch“ zu einem lebendigen Monument, das weiterhin wächst und sich entfaltet.

Katalogisierung und langfristige Ziele

Ein zentraler Aspekt des Projektes ist die Sammlung und Katalogisierung aller Erinnerungsobjekte, die während der Touren gewonnen werden. Windolfs Vision ist es, diese Gegenstände eines Tages im Münchner Stadtarchiv zu präsentieren, um so die verborgenen Geschichten zu bewahren. „Das ist zwar noch Zukunftsmusik“, räumt sie ein, „aber ich glaube an das Potenzial dieser Aktion.“

Ein Aufruf zur Teilnahme

Noch zwei weitere Gelegenheiten werden in diesem Jahr gegeben sein, an den interaktiven Touren teilzunehmen, die sich um das Gedenken an Menschen mit Migration (Invasion)shintergrund drehen. Windolf ermutigt alle Münchener dazu, sich an diesem wichtigen Prozess des Erinnerns und der Kunst im öffentlichen Raum zu beteiligen. „Es ist ein Wochenende voller Begegnungen und einmaliger Erfahrungen“, beschreibt sie das anstehende Event. Die Kunstaktion könnte einen Wendepunkt darstellen in der Art und Weise, wie wir unsere Geschichte betrachten und gedenken.

Die „Erinnerungsmensch“-Aktion ist nicht nur eine künstlerische Darbietung, sondern auch ein bedeutender Schritt in der Aufarbeitung der vielfältigen und oft unerzählten Geschichten, die unsere Gesellschaft prägen.

Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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