Herne. Die Situation der Senioren im Seniorenquartier an der Hermann-Löns-Straße zeigt deutlich die Herausforderungen, die durch technische Defekte in Wohnanlagen entstehen können. Ein defekter Aufzug hält die Bewohner seit Monaten in ihren Wohnungen gefangen.
Ein Aufzug, der zur Falle wurde
Seit Mitte Juni können die Seniorinnen und Senioren des fünfstöckigen Gebäudes an der Hermann-Löns-Straße 1 in Herne nicht mehr ohne Hilfe das Haus verlassen. Der Aufzug ist defekt, und viele Bewohner sind auf diesen angewiesen. Eine betroffene Bewohnerin beschreibt ihren Zustand als „Freiheitsberaubung“ und berichtet, dass sie das letzte Mal am 10. Juni an die frische Luft konnte.
Isolation und gesundheitliche Probleme
Für die Anwohner, viele mit eingeschränkter Mobilität, bedeutet die Situation nicht nur eine Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit, sondern auch soziale Isolation. Ein Bewohner, der ebenfalls gesundheitlich eingeschränkt ist, versucht, seine Nachbarn so gut wie möglich zu besuchen, jedoch ist dies für ihn eine große Herausforderung. „Ich kann nur für kurze Zeit helfen“, erklärt er frustriert. Arztbesuche sprechen ebenfalls für das Dilemma: Der vermisste Aufzug hindert viele daran, ihre medizinischen Termine wahrzunehmen. „Bereits zum zweiten Mal musste ich einen Arzttermin absagen“, teilt eine betroffene Seniorin mit.
Die Reaktion der Hausverwaltung
Christian Buderus, ein Miteigentümer des Hauses, äußert sich zur aktuellen Situation. Der Aufzug steht aufgrund eines technischen Defekts still, und die notwendigen Ersatzteile sind nicht verfügbar. Der Hersteller, Thyssen Krupp Elevator, hat angekündigt, dass die Beschaffung der Teile mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Buderus sagt: „Die Monopolstellung von TKE hat uns dazu veranlasst, ein offenes System für den neuen Aufzug zu wählen, das einfacher gewartet werden kann.”
Kosten und Zukunftsaussichten
Die komplette Sanierung des Aufzugs beläuft sich auf 36.000 Euro. Laut Buderus wird derzeit auf ein letztes fehlendes Bauteil gewartet, dessen Lieferung für die nächste Woche vorgesehen ist. Nach Erhalt soll die Sanierungsarbeit sofort beginnen, mit dem Ziel, den Aufzug bis Ende August wieder zur Verfügung zu stellen.
Community und Unterstützung
In der Zwischenzeit haben die Mieter Unterstützung von Angehörigen und Pflegediensten erhalten. 90 Prozent der Bewohner werden durch Familienmitglieder oder Nachbarn betreut, und ein ansässiges Pflegebüro bietet Hilfe an. „Die Ungeduld der Mieter ist verständlich“, erklärt Buderus, „aber leider sind die Lieferzeiten für die Teile länger als erwartet.“ Die Senioren in Herne warten auf eine Lösung, die ihnen ihre Bewegungsfreiheit zurückgeben kann, und dieses Ereignis macht deutlich, wie wichtig funktionierende Infrastrukturen für vulnerable Gruppen sind.