Prignitz

Der Hirschgeweihstab: Ein 9.000 Jahre altes Kommunikationspuzzle

Teaser: "Anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Prignitzmuseums in Havelberg wurde das 9.000 Jahre alte Hirschgeweihstab-Exponat, das als frühester Schriftträger der Menschheit gelten könnte, als bedeutender kultureller Schatz neu gewürdigt."

Beitrag zur Erhaltung der Kulturgeschichte

Das Prignitzmuseum in Havelberg spielt eine zentrale Rolle bei der Bewahrung und Vermittlung der kulturellen Geschichte der Region. Zu den herausragenden Stücken gehört der etwa 9.000 Jahre alte Hirschgeweihstab, der bei Bauarbeiten an der Havel in Strohdehne entdeckt wurde. Ursprünglich fand dieser Fund wenig Beachtung, doch die entscheidenden Untersuchungen durch einen Wasserbau-Ingenieur führten zur heutigen Bedeutung des Objekts. Der Stab ist nicht nur das älteste Exponat des Museums, sondern könnte auch ein Schlüsselstück in der Geschichte der frühen Kommunikation darstellen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse und deren Auswirkungen

Aktuelle Forschungen des Landesamtes für Archäologie und Denkmalschutz haben ergeben, dass die kunstvollen Ritzungen des Hirschgeweihstabs möglicherweise ein frühes Schriftzeichen darstellen. Museumsleiterin Antje Reichel kommentiert dies als kleine Sensation, da diese Form der „Schrift“ älter als die bekannte Keilschrift sein könnte. Diese Entdeckung könnte nicht nur das Verständnis über die Kommunikationsmittel der Menschen in der Steinzeit erweitern, sondern auch das in der Region ansässige wissenschaftliche Interesse steigern.

Reiche Sammlung mit historischen Werten

Das Prignitzmuseum geht auf die Gründung des „Verein zur Förderung der Heimatkunde in der Prignitz“ im Jahr 1899 zurück. Der Verein tat sich zusammen mit regionalen Landräten und Bürgern, um eine Sammlung zu schaffen, die zunächst mit 54 archäologischen Funden begann und heute etwa 30.000 Exponate umfasst. Zu den besonders wertvollen Objekten gehört ein 500 Jahre altes Gesangbuch von Matthäus Ludecus, das mit handschriftlichen Anmerkungen versehen ist und ein bedeutsames Zeitzeugnis für die Reformation in Havelberg darstellt.

Museum als Lernort in turbulenten Zeiten

Das Prignitzmuseum hat zudem vier gesellschaftspolitische Umbrüche und zwei Diktaturen überstanden, was die Resilienz dieser kulturellen Institution zeigt. Während der Naziherrschaft wurde beispielsweise ein afrikanischer Schädel ausgestellt, um die Überlegenheit einer Rasse zu propagieren. In der Zeit der DDR versuchte das Regime ebenfalls Einfluss auf die Ausstellungsthemen zu nehmen. Der damalige Museumsleiter, Kurt Henschel, fand jedoch kreative Wege, dem Druck zu entgehen und etablierte ebenso weiterhin bedeutende Sonderausstellungen. Diese Mischung aus Tradition und Innovation hebt das Museum als Lernort hervor.

Ein bedeutender kultureller Raum

Das Prignitzmuseum, das im historischen Kloster untergebracht ist, bietet Besuchern nicht nur einen Blick in die Vergangenheit der Region, sondern auch in die Entwicklung der europäischen Kulturgeschichte. Durch die beeindruckende Sammlung von kirchlichen Gewändern und anderen wertvollen religiösen Artefakten wird die Bedeutung der Stadt Havelberg als historischer Bischofssitz und Zentrum des Glaubens verdeutlicht. Das Prignitzmuseum ist somit nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern auch ein aktiver Beitrag zur kulturellen Bildung und Identität der Region.

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Lebt in Brandenburg und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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