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EU-Deckel: Umweltpolitik oder teurer Aktionismus?

Ein Verpackungsexperte der Hochschule Kempten kritisiert die neuen fest angebundenen Deckel für Einwegflaschen, die ab Juli 2024 in der EU verpflichtend sind, als ineffektiv und überteuert, da sie keinen nennenswerten Beitrag zur Reduzierung der Umweltverschmutzung leisten und die tatsächlichen Probleme an anderer Stelle liegen.

Verpackungsrichtlinien und deren Einfluss auf die Umwelt

Die Einführung von fest angebundenen Deckeln für PET-Einwegflaschen sorgt für kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit und bei Experten. Laut Dr. Markus Prem, einem Professor der Hochschule Kempten, bringen diese sogenannten „Tethered Caps“ keine nennenswerten Vorteile für die Umwelt und dienen eher der Beruhigung eines schlechten Gewissens.

Die Festlegung auf neue Verpackungsstandards

Am 3. Juli 2024 trat eine Richtlinie in Kraft, die lose Verschlusskappen für bestimmte Getränke in der Europäischen Union verbietet. Diese Regelung, die bereits 2019 beschlossen wurde, fordert, dass alle PET-Flaschen bis zu einem Fassungsvermögen von drei Litern mit fest verbundenen Deckeln ausgestattet werden. Dies gilt für eine Vielzahl von Getränken, darunter Wasser, Limonade und Milch.

Kritik am Realismus der Maßnahmen

Dr. Prem erwähnt in seinen Kritiken, dass die Zahl der Plastikdeckel, die an den europäischen Stränden gefunden wurden, zwar beunruhigend erscheint, jedoch nicht die Hauptursache für die Plastikverschmutzung darstellt. An der Nordsee sollen auf 100 Meter Strand 43 Deckel entdeckt worden sein. Dennoch führt er an, dass die Menge der weggeworfenen Deckel, die ins Wasser gelangen, äußerst gering ist und somit die Kosten für Unternehmen und die Investitionen der Industrie nicht im Verhältnis zu den umwelttechnischen Vorteilen stehen.

Globaler Kontext der Plastikverschmutzung

Ein entscheidender Punkt, den Prem anspricht, ist der Ursprung der Plastikverschmutzung in den Weltmeeren. Ein Großteil der Plastikpartikel stammte nicht aus Europa oder Amerika, sondern aus asiatischen Ländern. „Wenn wir wirklich etwas bewirken möchten, sollten wir die Problematik dort angehen, wo die Mehrheit der Plastikabfälle produziert wird“, so Prem.

Alternative Ansätze zur Bekämpfung von Plastikmüll

Die Verpackungsindustrie müsse vielmehr auf Recycling und die Bildung von Kreisläufen setzen. Prem hebt hervor, dass Kunststoffe in vielen Anwendungen als Verbundmaterialien eingesetzt werden, die nur schwer zu recyceln sind. Eine effizientere Recyclingstrategie würde möglicherweise weitaus mehr zur Abfallvermeidung beitragen als die neuen Deckeln.

Rücklaufquote und bestehende Lösungen

Der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) hebt hervor, dass bereits eine beeindruckende Rücklaufquote von etwa 99 Prozent bei Glas- und PET-Flaschen erreicht wird. Bereits vor Inkrafttreten der neuen EU-Richtlinie bestand in Deutschland also kein signifikantes Problem mit Plastikmüll. Der VDM selbst weist die Vorstellung eines „Litterings“-Problems als übertrieben zurück, was die Diskussion um die neue Regelung weiter anheizt.

Die öffentliche Rezeption und die Zukunft der Deckelsetzung

Trotz der höheren Akzeptanz von Verbrauchern zu ähnlichen Regelungen, wie bei der Abschaffung von Plastiktüten, glaubt Prem nicht, dass sich der Unmut über die neuen Deckel nachhaltig halten wird. Die Umfrageergebnisse unter den Nutzern zeigen ein steigendes Interesse an der Diskussion, doch der allgemeine Trend scheint in die Richtung zu gehen, dass sich Verbraucher an neue Standards anpassen werden.

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