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„Rosenheim im Fokus: Umgang mit dem Erbe des Missbrauchsskandals“

In Rosenheim diskutieren Betroffene und Experten, unter anderem Pfarrer Thomas Schlichting und Rechtsanwalt Dr. Ulrich Wastl, im Sommer 2024 über den Umgang mit dem Gedenken an den Missbrauchsskandal, der durch den ehemaligen Krankenhausseelsorger Rudolf „Kassian“ Greihansel in der Region ausgelöst wurde, und beleuchten die Herausforderungen, die eine angemessene Erinnerung an solch gravierende Vergehen mit sich bringt.

In Rosenheim fand kürzlich eine bedeutende Diskussion über den Umgang mit dem Gedenken an die Opfer des Missbrauchsskandals in der Kirche statt. Betroffene und Interessierte sprachen über die Herausforderungen, die mit diesen dunklen Kapiteln der Stadtgeschichte verbunden sind. Insbesondere die Anwesenheit von Rechtsanwalt Dr. Ulrich Wastl sorgte für eine angeregte Debatte. Wastl machte deutlich, dass der Missbrauch nicht als isoliertes Phänomen zu betrachten sei, sondern dass es sich um ein verbreitetes System handele.

Die traurige Realität in Rosenheim

Der Missbrauchsskandal um den ehemaligen Krankenhausseelsorger Rudolf „Kassian“ Greihansel wirft einen langen Schatten über die Stadt. Greihansel war vor etwa 60 Jahren wegen schwerer Missbrauchsdelikte verurteilt worden und fand trotz seiner Vorstrafe einen neuen Einsatzort in Rosenheim. Dort missbrauchte er weitere Kinder, was die Diskussion über den Umgang mit seiner Grabstätte weiter anheizt. Monsignore Thomas Schlichting, der Pfarrer von St. Nikolaus, steht vor der Herausforderung, Lösungen zu finden, die sowohl die Interessen der Opfern als auch der Gemeinde gerecht werden.

Ein Aufruf zur Aufarbeitung

Die Veranstaltung im Bildungszentrum St. Nikolaus bot einen Raum für offene Gespräche. Richard Kick, Sprecher des Betroffenenbeirats, betonte die Notwendigkeit, das Unrecht zu benennen und die Gesellschaft über die Geschehnisse aufzuklären. Ein Vorschlag, die Inschrift auf Greihansels Grab zu entfernen und stattdessen eine informative Tafel zu installieren, zeigt den Wunsch nach Transparenz und einem respektvollen Umgang mit der Geschichte. Kick erklärte: „Für die Gesellschaft gehört es dokumentiert, was passiert ist und wer es war.”

Der Weg zur Sensibilisierung der Gemeinde

Wie die Diskussionen um diese fragwürdige Vergangenheit die Gemeinde und die Kirche prägen werden, bleibt abzuwarten. Schlichting betont die Wichtigkeit, die Betroffenen in alle Schritte einzubeziehen und gemeinsam Lösungen zu finden. „Ich suche den Austausch mit den Gremien jener Pfarreien, aus denen die Ministranten kamen“, erklärte er. Die Erzdiözese selbst hat bislang keine klaren Richtlinien für den Umgang mit solchen Fällen, was zusätzliche Unsicherheiten schafft.

Die Stimmen der Betroffenen

Die Meinungen unter den Betroffenen sind vielfältig. Einige fordern, dass Greihansel anonym beigesetzt werden sollte, während andere der Ansicht sind, dass sein Grab als Mahnmal dienen sollte. Ein Betroffener, der in den 70er Jahren selbst unter Greihansels Taten litt, sprach sich dafür aus, die sterblichen Überreste des Priesters aus dem Priestergrab zu entfernen und woanders zu beerdigen. Die verstorbenen Übeltäter sichtbar zu machen und gleichzeitig für die Opfer zu sensibilisieren, bleibt ein kritisches Thema.

Ein langer Prozess der Aufklärung

Die Frage nach dem Ausmaß des Missbrauchsskandals in Rosenheim ist noch unbeantwortet. Offiziell hat die Kirche bislang nur von drei Betroffenen im Fall Greihansel Kenntnis. Schlichting äußerte die Befürchtung, dass noch viele weitere verborgen bleiben. „Da ist sicher noch nicht alles bekannt“, so Schlichting. Die Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel ist nicht nur eine Herausforderung für die Kirche, sondern auch für die gesamte Gesellschaft, die nun vor der Aufgabe steht, Verantwortung zu übernehmen und die Stimmen der Betroffenen zu hören.

Diese Diskussion zeigt, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen und einen respektvollen Umgang mit den Opfern zu pflegen. Der Weg zur Heilung ist lang und erfordert Geduld sowie das Engagement aller Beteiligten.

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