Gießen

Ein neues Leben für Rudi: Wie eine Familie Ferkel liebevoll aufzieht

In Rabenau teilen der zehn Monate alte Henry und seine Eltern, Franziska und Daniel Wagner, die Babymilch des Kindes mit dem handaufgezogenen Ferkel Rudi, das nach dem Tod seiner Mutter gerettet wurde, was die Familie als wichtige Entscheidung für das Wohl des kleinen Tieres ansieht, obwohl sie damit gegen landwirtschaftliche Konventionen und wirtschaftliche Überlegungen verstoßen.

Die Art und Weise, wie wir Tiere aufziehen, kann großen Einfluss auf unser gesellschaftliches Verständnis von Tierschutz und verantwortungsvoller Landwirtschaft haben. In Rabenau, einem kleinen Ort im Kreis Gießen, setzen Franziska und Daniel Wagner auf eine außergewöhnliche Form der Tieraufzucht, die sowohl Mitgefühl als auch familiären Zusammenhalt widerspiegelt.

Handaufzucht als Herzensentscheidung

Franziska und Daniel Wagner, Nebenerwerbslandwirte aus Geilshausen, haben recently eine Herausforderung der besonderen Art angenommen. Sie ziehen zwei kleine Ferkel von Hand auf, die unter Umständen ohne ihre Hilfe wohl nicht überlebt hätten. Rudi, das einzige Ferkel seines Wurfes, verlor seine Mutter in jungen Jahren, während Max, das kleinste unter mehreren Geschwistern, aufgrund der Konkurrenz um die Milch benachteiligt war.

Die Herausforderung der Aufzucht

Die Entscheidung, diesen beiden Ferkeln ein Leben zu ermöglichen, war nicht einfach. „Wir mussten überlegen, was wir mit Rudi machen, er war ja so klein“, erinnert sich Franziska Wagner an die erste Reaktion nach dem Tod der Muttersau. Ihre Entscheidung, leidenschaftlich für die beiden Tiere einzustehen, steht im Kontrast zu den häufigen wirtschaftlichen Überlegungen in der Landwirtschaft.

Wirtschaftlich betrachtet

In der Landwirtschaft gibt es oft einen starken Druck, auf die Kosten zu achten. „Ferkel sind ganz einfach nichts wert. Die werden im Zweifel einfach entsorgt“, haben sie von anderen Betrieben gehört. Der finanzielle Aufwand für die Handaufzucht ist hoch, denn die Kosten für Futter und notwendige tierärztliche Versorgung übersteigen schnell die möglichen Einnahmen. Daniel Wagner erklärt, dass sie für die Aufzucht von Rudi bereits 180 Euro für Milch und Futter ausgegeben haben. Dennoch beleuchtet ihre Entscheidung eine andere Sicht auf den Wert von Tieren und ihren Platz in der Landwirtschaft.

Ein kreativer Ansatz zur Lösung

Ein kreativer und bemerkenswerter Aspekt ihrer Geschichte ist die Tatsache, dass Henry, der zehn Monate alte Sohn des Paares, seine Babymilch mit dem kleinen Ferkel Rudi teilen musste, als es an Babymilch mangelte. Diese Übergangelösung zeigt, wie die Familie gemeinsam an einem Strang zieht und damit die Bindung sowohl zwischen Mensch und Tier als auch zwischen Familienmitgliedern stärkt.

Ein Blick in die Zukunft

Während Rudi momentan ein knappes Leben im Stall führt, ist der Plan, ihn bald in die Freilandhaltung zu integrieren, sofern er sich an feste Nahrung gewöhnt. Doch was wird aus ihm? Wahrscheinlich steht auch für Rudi der Schlachter auf dem Weg, was die Wagners jedoch vermeiden möchten. Sie planen, ihn auf einen anderen Hof zu bringen, um ihm ein besseres und längeres Leben zu ermöglichen.

Die Geschichte von Rudi und Max steht somit nicht nur für individuelles Mitgefühl, sondern wirft auch Fragen zu Tierhaltung und Ethik in der modernen Landwirtschaft auf. Die Entscheidung von Franziska und Daniel Wagner, unbedingt helfen zu wollen, setzt ein Zeichen, dass es auch in einer wirtschaftlich orientierten Branche Platz für Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein gibt.

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Lebt in Hannover und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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